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Kein Scherz aber hier geht es um Kinder Bespassung!!! Tatsächlich sind wir ja nicht etwa in POTSDAM gelandet, weil ich unbedingt nach Brandenburg ziehen wollte oder mir Kreuzberg nicht mehr gefiel. Aber mit Nachwuchs ist es tatsächlich netter in einer Gegend zu wohnen, in der Wiesen noch Wiesen und nicht Kronkorkenfelder sind und in der der Begriff „kurz vor die Tür“ bedeutet in den Garten hinterm spiessigen Reihenhäuschen zu landen und nicht wie zuvor auf dem vielbefahrenen Kottbusser Damm zu stehen. Aber was macht man mit ner knapp Zweijährigen wenn das Wetter nicht gar zu prickelnd ist? Als Standard Ausflugsziel hat sich für uns die nahe gelegene BIOSPHÄRE entwickelt. Eine Tropenhalle, in der es neben jeder Menge Pflanzen (von Tochter wie Vater meist eher unbeachtet) auch diverse Tiere zu bewundern gibt. Mein Mädel spricht immer vom Mander, Fisse, Metter besuchen. Was übersetzt für euch bedeuten soll, dass man dort in Terrarien unter anderem SalaMANDER (Wobei hier alles Echsenartige gemeint ist), aber auch Spinnen und Schlangen, in Auqarien und Teichen FISchE, sowie in einem Freiflugraum echt schöne SchMETTERlinge verschiedenster Größen zu bewundern gibt. Da sich meist auch andere Kinder dort herumtreiben ist der Sonntag Nachmittag somit gerettet. Der Nachwuchs ist glücklich, Vattern nippt im Café seine „Polpa“ und beide streicheln auch mal begeistert die Kois im Teich daneben. Sicherlich eigentlich eher für ältere Kinder auch interessanter, da alle paar Monate neue Themen vorgestellt und interaktiv bearbeitet werden können. Grade läuft glaub noch die Schokoladen Ausstellung bei der man Kinder ab 5 (?) zum mitmachen anmelden kann. Ob man dann die von den lieben Kleinen selbstgefertigte Schokolade essen mag sei dahin gestellt, aber... Wir freuen uns, dass es im Zuge des Mottos auch „Atztekentrunk“ in der etwas authentischeren scharfen Variante und in der milder gewürzten dafür süsseren Spielart für die Kleinen gibt (Der Tipp hierbei ist es beide Sorten zu mischen – lecker). Von daher gibt es dicke Daumen nach Oben für die Bisophäre.Wer Kinder hat und in der Nähe wohnt sollte unbedingt die Jahreskarte kaufen. Der Einzeleintritt liegt mit glaub etwa 8 Euro zwar in der Region eines Konzertbesuchs. 25 Euro für eine Jahreskarte, d.h. An so vielen verregneten Wochenenden wie man mag so langa man will bei den Mandern vorbeis chauen ist jedoch unschlagbar günstig!

Als ich dann das erste Mal vom DINO DSCHUNGEL hörte war ich eher skeptisch. Ein Indoor Spielplatz sollte es zu sein. Naja, da konnte ich mir nichts so recht drunter vorstellen. Aber Mutter und Kind gefiel es und es schien einen Heiden Spass zu machen. Und somit hatte ich mich dann also auch mal bereit erklärt mit der Kleinen dorthin zu gehen. Dummerweise an einem Wochenende was bedeutete, dass mich beim eintreffen erst einmal eine Lärmwelle traf, da ca. 100-150 Kinder nebst Eltern in dieser Halle am spielen und kreischen waren. Zum Glück stellt sich der väterliche Organismus ja recht bald auf solche Gegebenheiten ein, und man nimmt dann für die 2 h oder wie lange man auch zu Bleiben geruht bald kaum mehr etwas wahr. Den Rest des Tages leider auch keinen Ton der nicht mindestens hundert Dezibel erreicht, aber das ist ja etwas völlig anderes... Nen bissle seltsam fühlte ich mich ja schon in diesem Gewusel. Wobei die Kinder nicht das Problem waren, sondern eher so manche Eltern. Zumindest am Wochenende scheint dieser Dino Dschungel, in dem man auch Grundnahrungsmittel wie Burger, Pommes und natürlich Süßigkeiten und Getränke zu günstigen Preisen erstehen kann, eine Art Ausflugsziel für die ganze Familie zu sein. Da dürfen Vati und Mutti mal die Küche kalt lassen und lassen sich lieber nen Pils und einen Burger schmecken, während ihre ungezogenen Blagen meine Tochter nicht auf eines der Trampoline lassen. Für die wirklich Kleinen gibt es nen Areal wo man von einer recht harmlosen Rutsche ins Bälle Becken rauschen kann, aus und in ein Häusle schauen kann und diverse Schaukelsitze belagern mag. Für Väter wesentlich spannender ist dagegen das große aus Netzen bestehende Häuschen dass sich da über glaub drei Etagen zieht. Da zwängt man sich als ungelenker Erwachsener neben dem Nachwuchs durch eine Art Ritterparkour bei dem immer wieder Hindernisse hin- und her schwenken. Überwindet ihr doch mal die für eine Erwachsenen nur mit Origami Falttechnik beherrschbaren versetzten Absätze um eine Etage höher zu gelangen und versucht dabei halbwegs die Würde zu bewahren! Danach darf man dann zur Belohnung auch mal selbst mit heiß umlagerten Druckluft Kanonen Softbälle auf ein schankendes Ziel feuren. Oder doch lieber einfach der Tochter hinterher durch zum Glück weite Rohre weiterkrabbeln. Um dann nach Überweinden einer weiteren Etage an eine Doppelrutsche zu gelangen auf der man wirlich ordentlich Fahrt aufnimmt. Da war ich eher unglücklich, dass meine Tochter beim nächsten Durchgang lieber wieder ruznterklettern als nochmal so schnell rutschen wollte... Unten angelangt kann man dann auch gleich nochmal „Gas“ geben und sich auf eines der Autoscooter Ähnlichen Wägelchen stürzen. Hier kann man auch zu zweit hintereinander sitzen und beide haben die Chance zu lenken und oder Gas zu geben. Das Fahrverhalten auf dem simplen Parkour ist dabei, auch wenn das Areal wahlweise von sechs- bis achtjährigen oder Vätern mit Kleinkindern zwischen eins und drei beherrscht wird insgesamt noch freundlich. Kinder in die Banden zu drängen muss man dem Nachwuchs überlassen. Schliesslich weiß man als „Elter“ ja auch nicht, ob der freche Knips der einen da gerade überholt vielleicht zu dem unfreundlich wirkenden Proll Pärchen dort drüben gehört...

Neben diesen Attraktionen gibt es noch Kletterwände, Videospiele, Trampoline und eine mit Reifen zu befahrende Rutsche. Für Kinder ab 1 ½ bis 10 Jahre sicher DER Knaller. Und mit 3 Euro Eintritt pro Nase (Autoscooter extra, aber günstige 1 €) durchaus finanzierbar. Selbst die getetsteten Pommes waren unter Preisgünstig aber trotzdem ganz gut zu verbuchen.

Platz Drei erhält das NATURKUNDEMUSEUM, das zwar recht überschaubar ist, jedoch im Keller Aquarien mit einheimischen Fischen beherbert. Und dieses Untergeschoss hat vor allem auch den Vorteil, dass es eine lange Rampe beherbergt, die von kleineren Kindern wie meiner Tochter begeistert zum hoch- und runterlaufen nutzen kann. Ein zwei andere Kinder die bei dem Unsinn mitmachen, oder ebenfalls hinter den Aquarien verstecken spielen wollen finden sich immer. Man selbst kann nebenher beim Betrachten der Störe, Welse, Aale und jeder Menge kleinerer und größerer unbekannter Fische mental ein wenig ausspannen, das Kindergewusel ausblenden und bei dem deutlich geruhsameren Treiben in den Becken ein wenig Schlaf nachholen. Sehr schön gemacht sind in den oberen Etagen dagegen tatsächlich die Dioramen, in denen es vorrangig einheimische bis europäische Tiere zu bewundern gibt. Der Elch, aber auch die um eine „Pfütze“ herumlungernden Waschbären sind immer beliebt. Beim Fuchs werden von kleinen Fachmännlein und Fräuleins die „schpitssen Ssähne“ begutachtet, das übergroße Regenwurmmodell als „Sslange“ klassifiziert und selbst das Treppensteigen ist in einem gewissen Alter ja noch eine lustige Freizeitvergnügung. Sind wir ehlich: Das London Museum of Natural History mag einen selbst sicher wesentlich länger unterhalten. Dafür wird man hier nicht völlig von der Masse erschlagen und für eine gute Stunde ist das Museum durchaus unterhaltsam. (Und Angst vor „Relikten“ im Keller welche bei der nächsten Ausstellungeröffnug für Ärger sorgeb, muss man hier glaub auch nicht haben). Und da viele der ausgestopften Tiere in Dioramen präsentiert werden, hält sich auch das sonst bei mir öfters beim Betrachten endloser Vitrinen voller Mottenstichiger Kadaver auftretende mulmige Gefühl in Grenzen.

DOCH DIE ERSTE ADRESSE BEI SCHÖNEM WETTER: DER VOLKSPARK POTSDAM.
Denn das ganze oben aufgeführte sind natürlich nur die Alternativen bei schlechtem Wetter. Bei Sonnenschein lockt natürlich der Buga Park mit seinen verstreuten Highlights wie den Riesenrutschen, den Tranpolinen im Wald und natürlich dem stark frequentierten Wasserspielplatz. Und vor allem auf letzterem könnt ihr meine Kleine und mich sicher mal erspähen ...



Schon bald nachdem ich in Berlin ankam, begann ich eine deutliche Abneigung gegen Künstler zu entwickeln. Die Frequenz der Personen, die einem zwar mit der Behauptung konfrontieren, dass sie „kunst machen“/ „künstlerisch aktiv“ und Künstler sind ist relativ hoch. Leider ist unter diesen der Anteil der Personen die man als „völlig Talentfrei“ bezeichnen kann dann aber ebenfalls recht hoch. Oft scheint auch noch nicht einmal versucht zu werden, mangelnde Ideen wenigstens durch erlernen der nötigen handwerklichen Techniken auszugleichen, bzw. durch Übung besser werden zu wollen.
Von daher klang es für mich Anfangs auch eher suspekt, als mir von Freunden zugetragen wurde, dass der mir damals bereits von Konzerten bekannte Herr Mike Spike Froidl, alias Don Chaos wieder eine Ausstellung hätte.

Doch mittlerweile bin ich ein recht begeisterter Besucher bei den verschiedensten Ausstellungen und Aktionen dieses Exil-Münchner Punks, der tatsächlich auf der Kunsthochschule gewesen und das handwerkliche für seine spannenden Gemälde gelernt hatte. Zudem hatte er in den Achtzigern auch Kalligrafie gelernt, was ja oft in seinen Bilder kombiniert wird.

Und im März gab es im Zuge seiner aktuellen Ausstellung in der Neukölner Galerie „Bauchhund“ die Gelegenheit, ihn beim „live Kalligrafieren“ zuzusehen. Zur Ausstellungseröffnung sollte der Künstler vor dem Publikum Kalligrafien anfertigen. Für mich ein guter Grund, gleich zwei liebe Bekannte einzupacken, und zu ihrem ersten Mal Herrn Don Chaos erleben zu lotsen.
Zuvor hatte ich Mikes Gemälde, Filme und Lesungen eigentlich immer in kleineren, eher als Alternativ einzustufenden Galerien in Neukölln und Kreuzberg erlebt. Da schien der „Bauchhund“ dann irgendwie schon wesentlich gediegener. Mit Flaschenbier nur in kleinen Flaschen, dafür etwas schickeren Weingläsern und vor allem einen Galeriest mit Anzug und Krawatte. Und auch der Anteil des Publikums den man sich normalerweise so als „Kunstbeflissenen“ vorstellt schien etwas höher als sonst (wahrgenommen).
Von Mikes neuen Bilder waren diesmal wieder viele unter „nur bedingt jugendtauglich“ einzuordnen. Und trotzdem – und nicht etwa deshalb – ärgert man sich in Gedanken doch, dass das Ersparte eher für einen Satz Poster, denn für tatsächliche Bilder und Gemälde ausreichend ist.


Doch zurück zum Programm.

Der Galerist stellte den Künstler nicht nur begeistert vor, sondern stellte auch gewisse Parallelen zwischen den beiden Charakteren her, die einem selbst schon beim optischen Vergleich der zwei Personen so nun erst einmal nicht unbedingt in den Sinn gekommen wären. Doch tatsächlich war er anscheinend wirklich von Mikes Werken und der Möglichkeit diese zu präsentieren begeistert, und gab sich doch Mühe die Einleitung wenn schon nicht zu knapp, dann doch auch dezent humorvoll zu präsentieren. Mike konterte dann im Gegenzug mit recht amüsanten Erzählungen aus der Kindheit, die auch erklären sollten, warum er sich den recht strengen Anforderungen stellen konnte, die ihn erwarteten, als er die Kunst der Kalligrafie bei einem Mönch erlernte. Doch wer in der Kindheit in von Nonnen geführten Heimen Krankheiten auskurieren musste, lässt sich von meditativen Übungen und frühen Lehrstunden nicht schrecken. Sympathisch fand ich es dann auch, dass der Künstler keinesfalls behauptete, dass er fließend japanisch lesen und schreiben könne, sondern klar stellte, dass er nur einen begrenzten Zeichensatz beherrscht (Tatsächlich mal eine erfrischende Abwechslung gegenüber dem sonst beliebten Hochstapeln...)

Doch dann ging es los. Doch wie? Nun, Mike hatte die Kunst der Kalligrafie ja von einem Mönch gelernt. Von daher schien es passend, dass er sich nicht nur – wie er durch Abnehmen seiner Kopfbedeckung erst spät enthüllte – eine Tonsur geschoren hatte. Sondern dass er sich dazu auch eine Kutte anlegen wolle. Was dann allerdings zum Erstaunen und gespannten Interesse des Publikums bedeutete, dass er sich hierzu erst einmal all seiner Kleider entledigen musste. Was auch als eine gute Gelegenheit erschien, um gleich das Tattomotiv auf seinem Rücken zu erklären... Wirklich überraschend war darauf die angereichte Kutte, die sich auf die Bedeckung der vorderen Körperhälfte beschränkte. D.h. Die Personen, die sich zuvor auf die Stufen zum Hinterraum niedergelassen hatten um von dort zuzusehen, konnten sich nun darauf gefasst machen, während der Live Kalligrafie Show ständig auf den entblößte Künster Hintern zu starren. Habe ich es völlig falsch in Erinnerung, oder wurden die Stufen bald leerer??

Gezeichnte, d.h., geschrieben wurde dann immer unter Erklärung des jeweiligen Symbols. Und diese waren recht gerne sehr aktuell gewählt. Anlässlich der Skandale in der katholischen Kirche wurde das „Zölibat“ geschrieben, Eine „Westerwelle“ zusammengesetzt, aber auch „Geilheit“, „Kirche“ und „Aufruhr“ waren auf jeden Fall darunter. Tatsächlich mal ganz nett zu sehen, wie das ganze entsteht, aber eigentlich war das ganze auch recht schnell vollbracht. Da Mike seine Kunden kannte, und sicher nur einzelne wirklich das Taschengeld beiseite gelegt hatten um mal – je nach Sparerqualität - eben ein kleines Bild für 50 oder eines der Großen für Tausende Euro zu erwerben, gab es zur allgemeinen Freude dann gar die so eben entstandenen Kalligrafien zum Schleuderpreis von 3 Euro zu erwerben. Da diese natürlich erst noch ein wenig trocknen musste, hatte man außerdem auch noch einen guten Grund, noch ein, zwei Getränke mehr zu sich zu nehmen, bevor man mit seinem privaten kleinen Stück „Beutekunst“ in die Nacht entschwinden konnte.



Der Kreuzberger an sich ist alternbativ und braucht seinen Schönheitsschlaf. Hinsichtlich der eigenen Ansprüche an das optische Auftreten des Kiezes gibt es aber doch deutlich unterschiedliche Meinungen. Da die Stadtreinigung im März mit dem Entfernen der – nach der endlich eingesetzten Scheeschmelze – freigelegten Wintertrümmer (Böllerreste, tannenbäume – all das was in anderen Bundesländern bereits im januar verschwunden war....) nicht nachkam, gab es eine Initiative (des Radios?) dass man sich mit Besen bewaffnet an einem Samstag an der Kreuzberger Brücke traf, und dann gemeinsam den Stadtteil auskehrte. Allenthalb konnte man sich darauf freuen, dass man nicht mehr über Kies und Raketentrümmer stolperte, sondern diese alle paar Meter zu schönen Haufen zusammengefegt vorfand, die auf die Abholung durch die BSR warteten. Und wartete... tatsächlich traf ich aber 10 Tage später mal an einem freien tag, den ich mit der Kleinen vormittags beim am Kanal spazieren vertrödelte, auf einen BSR Wagen, der tatsächlich mit viel getöse so einen Schuttberg abtrug. Doch das zu der unchristlichen Zeit von ca. 11:00 Uhr morgens an einem Wochentag. Kein Wunder, dass da eine nette Bewohnerin um die 50 Jahre, in den Hausrock gehüllt das Fenster aufreißen musste und die BSR Arbeiter lauthals wegen dem Krach beschimpfte. Unser Kiez soll schöner werden!! Klar, aber doch nicht sooo früh...(?)



Im Nachhinein mag man dann ja doch grübeln… Die Situation: zwei Uhr nachts in irgend einer U-Bahn Station Berlins. Meinereiner + ein Freund laufen das Gleis entlang und ärgern uns, dass es ja noch so lange dauert bis die nächste Bahn kommt. Dabei wurden wir von einem anderen jungen Herren überholt, der sich schnell noch einen mittigen Sitz auf dem folgenden Vier-Sitzer suchte. Auf dem ansonsten bereits ein Mensch unbekannten Alters sichtlich völlig fertig vor sich hin schnarchte. Der Schlafende schien bereits mehr als eine Bahn dort verbracht zu haben. Doch warum stürzt man so schnell nachts neben einen Schlafenden? Der neu dazu gesetzte schien mir für meinen Geschmack und aus meinem Blickwinkel ein wenig arg lange Arme in Richtung des Schlafenden zu entwickeln. Von daher stellte ich mich mit A. zusammen recht demonstrativ zu dem Schlafenden. Nachts „Abgekackte“ abzocken mag ich einfach aus Solidarität mit den schlafenden Massen nicht gar zu sehr. Der Hinzugekommene wurde etwas nervös, fragte nach Feuer, fragte ob wir was gegen seinen Kollegen hätten (Kollege??? Hm, du hast dich doch grad erst neben ihn gesetzt dachte ich mir da???), wirkte generell eher unhöflich, und… Auf Außenstehende sahen wir zwei wahrscheinlich gleichermaßen suspekt aus… Zwei mittelalte, halbwegs unrasierte Erwachsene die da in Schwarz gehüllt einen düsteren Eindruck vermittelten und anscheinend nicht wirklich an herzlicher Freundschaft interessiert schienen…  Die S-Bahn kam, und mein Freund und ich versuchten den Schlafenden zu wecken und zu fragen ob er mitfahren wolle. Vor allem auch, um zu verhindern, dass er in dem Zustand womöglich gleich von dem mir sehr suspekt erscheinenden anderen Herren ausgeraubt würde. Der Schlafende reagierte nicht, der andere Herr dagegen wurde recht unhöflich, und versuchte den Ersteren in Ruhe weiterschlafen zu lassen indem er uns gegen über fast schon handgreiflich wurde. Und so war unser letztes Bild von der Station ein pöbelnder Bursche, vor einem Schlafenden auf der Bank. Doch wie ging es weiter??? War der Schlafende – wie von uns angenommen – tatsächlich ca. 2 Minuten später bereits alle seine Wertsachen los?? Oder handelte es sich tatsächlich um Kollegen??? Und der wachere davon hatte sich womöglich nur kurz durch auf dem Bahnsteig hin und her gehen die Beine vertreten? Und wir hatten nur gesehen, wie er zu seinem Kollegen zurück gegangen war und einfach völlig falsche Schlüsse gezogen...??? Und hatte der Arme womöglich selbst eher Sorgen gehabt, dass diese zwei fremden Gestalten die sich da bei dem Schlafenden aufgebaut hatten, diesen ausrauben wollten? Wir werden es nie erfahren… Und ich fahre demnächst nachts glaub doch einfach lieber doch mal wieder Fahrrad!

Und das Bild? Mir war einfach nach ein wenig "schöne Blumen" zur Aufmunterung... (gesehen - na wo wohl - in Kreuzberg)

 


 Neulich durfte ich zufällig an der Fleischteke folgende Beobachtung machen, bei der ich nur „Fast wie bei Hannemann“ (Autor des Buches „Neulich in Neukölln, in dem das Leben im Berliner Bezirk sehr humorig und treffend geschildert wird) denken konnte:

Ein jüngerer Mann möchte wohl Hackfleisch kaufen.

Das Schweinegehackte ist anscheinend gerade im Angebot und dementsprechend sehr billig. Das Rindergehackte dagegen recht kostenintensiv.

Und er benötigt „Halb/Halb“, das preislich jedoch wohl recht nahe am Rindergehackten angesiedelt ist.

Er „ Sie, warum issn ditte Halb/Halb so teuer?“

Fleischereifachverkäuferin (Mitte Vierzig und sieht auch wie eine Metzgersgesellin aus…): „Ditte iss nicht teuer!“

Er „Ja aber das ist doch halb Schwein und halb Rind. Das Schwein ist doch ganz billich, warum kost ditte denn fast soviel wie das Rindergehackte?“

Sie „Ditte kostet was es kostet!“

Er „Na icke bin doch nicht blöd. Da kann icke mir ja zur Hälfte Schwein und zur Hälfte Rind koofen und das daheime selber mischen“

Sie „Ditte können se machen wie sie wollen.“

Er „Na dann will icke nen Pfund, Halb und Halb“.

Sie greift zum gemsichten Halb Halb…

Er „Nee, nen halbes Pfund Scheinegehacktes und nen …“

Ich verließ den Ort des Grauens, grinste ob der wunderbaren Möglichkeiten der zwischenmenschlichen Kommunikation und blieb lieber weiterhin fleischlos glücklich….


Als wir zum ersten Termin gingen, machte ich Herzdame erst einmal klar, dass ich gleich wieder nach Hause schlappe, wenn sich die Leitung des Kurses als was ganz „Selbsgestricktes“entpuppen sollte und es sich dabei womöglich um so einen Hans-Dieter oder eine Dörte-Helene der „Du wir können doch über alles reden Du“ Fraktion handelt. Oder wenn man beim Kurs komisch Atmen soll. Oder wenn... und „Und, und, und“...

Ich mein – „Geburts-Vorbereitungs-Kurs“? Was soll einem dazu in den Sinn kommen?

Mir größtenteils unsinnige Sequenzen aus amerikanischen Spielfilmen. Bekannte die ich vorsichtig zu ihren Erfahrungen befragte, erzählten gerne, dass sie sich entweder vorzugsweise davor drückten, oder dabei einschliefen. Was sollte mich also erwarten?

Naja. Kursleiterin G entpuppte sich als nicht gar zu „Hippie-esk“. Und die angebotenen Kursinhalte sind längst nicht so schlimm wie gefürchtet. Bescheuerte Schnaufübungen und unisono „Pressen, Pressen, Pressen“ Schreien gibbet glaub nur in amerikanischen Spielfilmen. Statt dessen gibt es viele Entspannungs- und Atemübungen, viele autogenes Training, aber auch ganz normale Informationen von „was ins Krankenhaus mitnehmen“ bis Geburtsvorgang und -Stellungen. Und die Atem- und Autosuggestionsübungen scheinen sogar ganz sinnvoll zu sein. Das zeigte sich bei einer ebenfalls verordneten Übung, bei der Mensch die Arme gerade nach vorne gestreckt halten musste während die Kursleiterin zur Ablenkung über Minuten vorlies. Während 40% der Männer über die ewigen Minuten schlapp machte, hielten die meisten Frauen durch... Da scheint Technik über das bei Typen übliche – machen wir es über Kraft und nicht über Autosuggestion- zu siegen. Natürlich gut zu sehen, schließlich hieß es ja auch dass Wehen ihren Namen tatsächlich vom „weh tun“ haben. Da braucht Frau sicher jede Art des Trainings zur Ablenkung. Insgesamt also nix was ich als „must see“ empfehlen muss. Jedoch tatsächlich nicht gar so gruselig wie erwartet. Und Mann sollte in der Situation den Wunsch von Herzdame so etwas gemeinsam zu besuchen nicht abschlagen. Denn ein bissle der Panik wird einem nebenher auch genommen... Ob es einen dann tatsächlich auch ein wenig auf das was einem im Kreissaal bevorsteht vorbereitet muss sich jedoch noch zeigen...


29.10. Keine Zukunft war gestern- Punk in D


Ich muss gestehen, im Vorfeld wurde ich doch etwas nervös. Schließlich wird nicht alle Tage ein Buch über Punk in Deutschland, bei dem man mitwirken durfte, in größerem Rahmen der Öffentlichkeit vorgestellt. Und was sich die Mitarbeiter Yvy und Gaffer, die schon seit längerem dafür warben, unter der von ihnen auf die Beine gestellten Buchpräsentation mit Lesung und Musik vorstellten, war mir trotz allem noch nicht so recht klar. Klar war dagegen, dass ich das ganze nicht verpassen durfte und natürlich wurden auch kräftig Freunde – notfalls auf Krücken – zum Archiv der Jugendkulturen gelotst.

Die Anfangszeit hatte dann erst einmal Konzert-typischen Charakter. Verschiedenste Mitarbeiter konnten sich das erste Mal gegenseitig persönlich in Augenschein nehmen. Und schon zwecks gegenseitigem beschnuppern wurd gleich erst mal über auch bei Konzerten üblichen Themen wie Musik, Veranstaltungen, etc. geplaudert. Z.Z. War es ja fast so etwas wie ein Wiedersehen. Nen paar von uns hatten ja in den Neunzigern wild Fanzines getauscht, wobei man sich das „fast“ darauf bezieht, dass man sich andererseits meist nie persönlich kennen lernte. So lange ist das noch gar nicht her, dass man per Brief komunizierte, und Bilder des anderen nur in schlecht kopierten Zines sah, statt wie heute üblich beim Blog mal eben ein paar Zeilen ins Gästebuch zu pinnen und seine Urlaubsfotos für jeden zugänglich ins Netz zu laden... Da verging die Zeit erst mal recht flott..


Und mit zunehmender Dunkelheit hatte sich dann auch das Archiv recht gut gefüllt. Um genau zu sein war an diesem Freitag das Archiv nicht nur sehr gut gefüllt: So viel Andrang bei einer Lesung gab es dort bisher wohl nie! Auch das sicher ein Zeichen für sowohl für das Engagement all der Beteiligten – schließlich waren so ziemlich überall die Werbetrommel angeworfen worden - aber auch dafür, dass die Thematik auch heute und jetzt recht spannend ist.

Als endgültig klar war, dass so schon nicht für alle Besucher Sitzgelegenheiten vorhanden waren hieß es dann endlich: Bühne frei.

Klaus Farin, Chef des Archivs der Jugendkulturen hielt die Einleitung, und erzählte wie Andi Kuttner und er sich seinerzeit dieses Thema als besonderes Bonbon zur Feier des 10-jährgen Geburtstags des Archivs ausgedacht hatten. Und Andi hatte es dann ja tatsächlich geschafft sich einen kleinen Mitarbeiterstamm zusammen zu suchen und dieses Buchprojekt innerhalb von nur etwa 14 Monaten tatsächlich zu realisieren.

Als guter Conferencier wusste Klaus zum Glück, dass Vorredner ihre Zeit nicht dehnen sollen, und überließ schon bald Gaffer & Co.die Bühne.

Wobei man sich unter Bühne eher ein wenig Wohnzimmer Atmosphäre vorstellen darf. Mit Sofas und Stehlampe und Tischchen für die Lesenden. Doch dahinter nicht nur das Schlagzeug, sondern vor allem an der Wand eine Projektionsfläche für Bilder aus dem Buch, die während der ganzen Show auch optisch für gute Abwechslung sorgten. Begonnen wurde dann erst mal nur am Schlagzeug mit Computerstaat, in das dann bald auch eine der Sängerinnen verdammt gut einstimmte! Nach der musikalischen Auflockerung, dann die ersten gelesenen Passagen. Zum warm werden gab es dann ein Tagesschau Jingle und zur Auflockerung wurden wechselnd erst mal ein paar Pressezitate zu den wilden Punks gelesen. Da musste das Publikum nicht groß gebeten werden, und war gleich mal schmunzelnd mal mitstöhnend gefangen. Dieser Wechsel aus Musik und Lesung bestimmte dann auch das extrem kurzweilige Programm. Mal wurden ein paar O-Töne von frühen Protagonisten vorgetragen, mal Ausschnitte aus längeren Texten. Immer wieder unterbrochen von einzelnen live gespielten Punk Klassikern. Ganz groß dabei z.B. das passend atmosphärisch gesungene Neurotic Arseholes Cover. Wobei alle Sängerinnen und Sänger einfach Klasse rüberkamen!

Zur Feier des ersten Termins war auch Jan – Verfasser des Textes über Punk im Osten – aus Leipzig angereist und konnte Passagen aus seinem Essay vortragen,...

Eine schicke bunte Mischung war das. Und immer die Bilder im Hintergrund. Da konnte man das ganze vom Zuschauerraum wirklich genießen. Zum Schluss gab es dann noch ein Live Interview mit zwei der Protagonisten die wir für das Buch befragt hatten. Während dem Interview mit Karin und Markus am Freitag bei der ersten Präsentation noch ein wenig der Pepp fehlte, waren die zwei beim zweiten Termin am folgenden Sonntag in der KVU wesentlich routinierter und hatten auch selbst mehr Spaß an dem ganzen wie dann schien. Insgesamt auf jeden Fall eine sehr kurzweilige Show. Und Gratulation an Gaffer und Yvy, dass sie sich noch ein paar Mitstreiter gesucht hatten um solch ein „Band / Show zum Buch“ Projekt in Angriff zu nehmen.

Und sonscht? Ich glaub alle Buch-Mitarbeiter waren nur am strahlen, dass die Show, aber vor allem auch das Buch selbst so gut ankam. Und an Andi geht ein dickes Lob nicht nur für die Klasse Umsetzung des Buches , sondern auch schon alleine dafür, dass er sich überhaupt an dieses Mammutprojekt gewagt hat.

Also heißt das für euch nun los geht’s zu den Terminen der Lesungen und lasst euch mal ein wenig von Punk in Deutschland, aus allen „Epochen“ vorlesen! Und danach seid ihr hoffentlich nicht nur ein bissle auf den Gecshmack gekommen, sondern schleppt auch selbst ein Exemplar dieses ca. 1 ½ Kg Wälzers nach Hause zum weiter lesen...

Ach, und am Freitag gab es dann gar noch ein besonderes Bonbon. Nach der Lesung spielten dann noch die STATTMATRATZEN. Eine noch recht junge Frauenband aus Berlin. Und warum die Damen dauernd darauf herum ritten, dass ein Auftritt kurz zuvor wohl nicht so dolle lief verstand keiner. Denn die 4 Damen da rockten mit frechem Grinsen prima Punkrock herunter. Und dass das Set noch nicht wirklich lang war und deshalb bei den Zugaben die Lieblingsstücke wiederholt wurden war da egal. Dem Mob gefiel es und die Mädels soll gefälligst mal jemand ins Studio schicken damit man das ganze auch daheim hören kann. Denn selbst wenn da das begeisterte Mitfeiern der Bandmitglieder fehlt macht das flotte Gewitter bestimmt auch vom Plattenteller Spaß.

Aktuelle Tourtermine und Infos zur keine Zukunft war gestern Lesereise gibt es hier,

und das Buch entweder direkt beim Archiv der Jugendkulturen oder aber mittlerweile in jedem gut sortierten Buchhandel und Vertrieb.




Ab und an passt das Timing doch noch perfekt. Kurz vor Beendigung der „Punk No One is Innocent“ Ausstellung in der Kunsthalle Wien, hat es mich tatsächlich dorthin verschlagen. Und die Zeit um mir das ganze anzusehen konnte ich mir zum Glück auch nehmen.

Und so stand ich also letzten Donnerstag recht gespannt im Areal des Wiener Museumsquartiers und suchte den Eingang zur Ausstellung.

Drinnen dann ein durchaus gelungener Einstieg: Im kargen Beton Treppenhaus werden s/w Fotos von Punks , Musikern aber auch unbekannten Punkern recht großformatig an die Wand gestrahlt, und von Punkmusik aus der Konserve passend begleitet. Das schien ja spannend zu werden.

Beim Eintreten zeigt sich dann, dass auch in der eigentlichen Ausstellung, Betoncharme regiert, und die Exponate recht frei und locker verteilt zu finden sind. Doch um es gleich vorweg zu nehmen, wirklich überzeugt hat mich das ganze nicht. Denn der Schwerpunkt lag eher auf Kunst aus dem Punk Umfeld, denn beim Thema Punk.

Los ging es auf jeden Fall erst einmal mit einigen Vitrinen, die vor allem den frühen GB Jahren, und im besonderen dem SEX PISTOLS Umfeld gewidmet sind. Und so nett es auch ist, original Shirts aus der Vivienne Westwood/ Mc Laren SEX Collection unter Glas präsentiert zu bekommen. Spannender fand ich es eigentlich, als ich beim „Pistols at the Palace“ Konzert Anno 2002 tatsächlich Leute gesehen hatte, die zu jenem Anlass solche alten Stücke aus dem Schrank gezerrt und wieder ausgeführt hatten. Aber wahrscheinlich will ich gerade nur pampig sein. Denn grad als ich die ersten Fotos schoss, kam eine Museums Angestellte herbeigeeilt und bat mich das Fotografieren zu unterlassen. ... Nun, zum Glück zeigte sich die Dame dann später aber von ihrer nettesten Seite als ich sie nach Plattenläden fragte .. aber ich schweife...

Was gab es sonst zu sehen? Z.T. Durchaus im Punk Kontext tatsächlich spannendes. Schwerpunktmäßig konzentrierte sich die Ausstellung auf Punk aus drei Orten: Berlin, NEW YORK und LONDON. An Londoner Künstlern waren neben Vivienne Westwood und MacLaren unter anderem auch Derek Jarman, Genesis P-Orrige und Jamie Reid (Der sich ja für viele der Sex Pistols Designs verantwortlich zeigte) vertreten. Eine bunte Sammlung aus Fanzines, Flyern, etc. fand sich in den einzelnen Glasvitrinen, dazu Fotos und Gemälde. Ein netter Appetithappen, der vor allem durchaus zum Großteil tatsächlich auch im Punk Kontext funktionierte.

Auffällig dann das Schlagwerk der Einstürzenden Neubauten samt passendem Symbol. Aus Berlin gab es sonst u.a. vieles von der „Die Tödliche Doris“ und „Malaria“ zu bewundern. Platten, etc. Und dummerweise auch jede Menge Kunst von Mitgliedern / aus dem Umfeld. Denn als Ignorant moderner Kunst kann ich nicht in jedem moderneren Gemälde Potential erkennen. Und bei Motiven fernab vom Punk Thema erschloss sich mir nicht wirklich der Zusammenhang zum Thema der Ausstellung. Wobei im Gesamtzusammenhang Berlin doch noch recht punkig repräsentiert wurde. Denn in allen Ausstellungsbereichen fanden sich auch Fernseher mit Kopfhörern, auf denen Videos liefen. In der Berlin Ecke ließen sich z.B. Videos von einem SO36 Festival bestaunen, was jede Lederbejackte Brust erfreuen dürfte. So hatte ich mir das vorgestellt. Aber diese Gemälde von Menschlein im Obergeschoss, die Punk sein sollten weil sie von Künstlern stammten die auch mal Punk gespielt hatten... Ich weiß nicht so recht. Das einig wirklich punkige auf der Empore auf dieser Seite der Ausstellung lief tatsächlich wieder im Fernseher. Wobei einige der Skulpturen, darunter das sehr böse „Die perfekte Frau“ durchaus einen bleibenden Eindruck hinterlassen haben.

Fast komplett ausschließlich aus dem Kunst Bereich dann die New York Exponate. Schön dass die SUICIDE Mitglieder auch sonst Kunst machten... Aber mit zusammengestelltem Schrott kann ich eigentlich nie etwas anfangen. Egal ob der Künstler nun Beuys oder in diesem Fall Vega heisst.

Und so nett ich Richard Kerrs Fotoband New York Girls finde. Seine Zusammenarbeit mit Lydia Lunch beim Film „Fingered“ hat mich nun wieder mal in keinem Bereich überzeugt. Angeblich hat der Film tatsächlich eine Handlung. In den paar Minuten die ich sah war Lydia vollauf damit beschäftigt Fuck in allen Kombinationen zu stöhnen, während sie anal ge“fingered“ und gefickt wurde. Immer wieder interessant, ab wann Porno zur Kunst erklärt wird. Mein einziges Aha-Erlebnis dabei war eher, dass seinerzeit im Porno die Punkgirls tatsächlich noch an der Frisur als solche zu erkennen waren, und nicht der Punkstatus durch die Zahl der Piercings und Tattoos definiert wurde... Vielleicht für die New Yorker Szene seinerzeit eine wichtige Aussage da so mancher Musiker auch auf den Strich ging, aber sind Filme vom Poppen wirklich Punk oder nicht doch eher Mainstream...?

Klasse wiederum das Gemälde „Swastikas“ von ARTURO VEGA das 4 Hakenkreuze in verschiedenen Neonfarben Kombinationen zeigte. Natürlich erinnerte das einerseits ein wenig an Warhol. Andererseits stellt sich aber, da das Bild von 1974 stammt, doch auch die Frage, ob das nicht, unbewusst oder vielleicht gar ungeahnt, als Prototyp für ein bekanntes Plattencover gedient haben könnte. Denn eine solche Kombination aus schreienden Neonfarben und anstößigem Motiv / Text, bietet auf seine Art ja auch das „Never Mind...“ Cover.

Schön übrigens auch die RAMONES Fotos, wobei die in Anzahl sicher bei jeder anderen Punk Ausstellung leicht übertroffen werden.

Spannend und wirklich Punk dann die auf dieser zweiten Hallenseite befindliche Empore. Hier gab es diverse Exponate auch österreichischen Punks (Nun habe ich also auch mal die BÖSLINGE Single im Original gesehen). T-Shirts die von einer Schulklasse gestaltet worden waren und welche mit ihrer Front, die über Dutzende Badges verteilt je ein Porträt von Johnny Rotten bzw. Joe Strummer zeigten waren tatsächlich einfach cooool. Ganz gelungen auch die Sitzecke, bei der man via Kopfhörer Punkmusik lauschen konnte, während man in einem Großteil der aktuellen Punk Literatur, ob „Punk is everything“, „Von Punk zu HC und zurück“, oder was auch immer euch einfällt, sowie in Abschriften von im TV laufenden Interviews blättern konnte. Dieser Abschnitt der Ausstellung war tatsächlich eher im Stil der Punk Ausstellung des Archivs der Jugendkulturen, gehalten. Da passte auch die Verzierung der Wände mit s/w Kopien von Fotos von Punks und Punkettes. Doch, diesem Abschnitt kann man vom Standpunkt PUNK wirklich nur Lob aussprechen. Ebenfalls auf dieser Empore zu finden die fast spannendsten Filme der Ausstellung: Auf den drei Fernsehern liefen Filme über Klaus Nomi, „Punk Attitude“ und glaub eine HC Dokumentation. Somit war meine Verweildauer in diesem Abschnitt der Ausstellung wohl am längsten.

Abschließend gab es dann für mich nochmal einen langen Blick auf das Intro (Diashow + Musik) im Treppenhaus, das so viel versprochen hatte.

Doch überzeugt hat mich das ganze nicht wirklich. Viele Exponate wären sicher in einer Ausstellung über Neuere Wilde passend. Doch nicht jedes Gemälde das von einer Person gemacht wurde die auch mal Punk im Lebenslauf stehen hatte passt inhaltlich zum Thema. Auch wäre es wünschenswert gewesen, wenn bei einer solchen Ausstellung auch den nationalen Facetten mehr Tribut gezollt worden wäre. So ergab das ganze eher eine weichgespülte Möglichkeit dem durchschnittlichen Kunstfreund vor Augen zu führen, dass ein paar der Leute mit den seltsamen Frisuren mehr oder weniger echtes künstlerisches Potential besitzen. Die Punks, die in der „Punk in Deutschland“ Ausstellung des Archivs gern das Punkzimmer bevölkert hatten, dürften sich bei einem Besuch der Wiener Ausstellung dagegen eher verloren, nein verarscht, vorgekommen sein.


Die Schlacht - verloren...

Entkräftet, an Leib und Seele gebrochen. Ermattet von den vielen Waffengängen, geschwächt von den teuflischen Gasen welche die Brücke umhüllten muss ich verkünden: Die Brücke ist verloren!  Wieder gelang es den östlichen Horden die zahlenmäßig unterlegenen Truppen Kreuzbergs – trotz deren anfänglichen Vorstoß – vernichtend zu schlagen. Zu groß war der Zustrom neuer Rekruten auf Friedrichshainer Seite, und zu kläglich die Anzahl der nachrückenden Kreuzberger um die Schlacht zu einem verdienten Ende zu führen.

Nicht unschuldig sicher auch der Verrat auf eigener Seite, all die Knappen die erst mit großen Worten ein wackeres Eintreten verkündeten, und dann doch lieber die vorhergegangene nacht zu lange dem Teufel Alkohol gedient hatten...

Tja, so war’s. Ein rühmlicheres Ende der diesjährigen Oberbaumbrücken Schlacht hätte ich mir wirklich gewünscht. Da hatte ich zuvor wild im Freundes- halt, mittlerweile ja wohl zum Teil nur noch Bekannten-Kreis die Propagandamaschine kräftig angeworfen. Dass die Anzahl der Recken, die mit mir unter / neben dem Banner der KAFF („Kreuzberger Alten und Fußkranken Fraktion“ bzw. für die angesprochenen Neuköllner: „Kreuzberg Assoziierte Faule Früchtchen“) einzig durch Vereinigung mit der Kommandogruppe Platzhirsch die Gesamtzahl von 5 Personen erreichte  (von denen 2 nicht in meinem Verteiler gewesen waren) war schwach. Trotz allem ging es natürlich nach dem Treffen am Schlesischen Tor fröhlich auf zur Schlacht. Die Polizeikontrolle der mitgebrachten Wasserbomben  verlief höchst sporadisch. Und seien wir ehrlich, hätte sich Britta – die sich jeder Kampfhandlung enthielt -  nicht angeboten als Schildknappin (s.l.) beim Transport derselben mittels Fahrrad zu helfen, wäre ich wohl schon auf dem Weg zum Schlesischen Tor entkräftet unter der Bombenlast dahingesunken.

Auf der Brücke selbst trafen wir genau richtig, zum Beginn der Kampfhandlungen, ein. Und erste Scharmützel gingen flott in wilde Schaumstoffschlägerei über. Mein treues Schild wies bereits ab ca. Minute 10 erste Ermüdungserscheinung auf. Und ich muss gestehen, auch ich benötigte bald immer längere Pausen zwischen den Attacken.

Die Kämpfe selbst größtenteils fair – sofern man dass unter Umständen bei denen man seinen Gegnern so ziemlich alles eklige was nicht zu fest ist mit Freuden an die Birne pfeffert – behaupten kann. Nur einzelne der Kämpfer bewiesen etwas zu viel Testosteron im Blut. Der Friedrichshainer in schwarzen Mülltüten, dem ich auf der rechten Flanke öfters begegnete schien mir bei einem Anti Aggressionstraining besser aufgehoben zu sein.

Ganz anders da der links vorne dargestellte Gegner  – Ehre wem Ehre gebührt. Mit dem konnte man mit beiderseitig breitem Grinsen auf dem Gesicht wunderbar die Schaumstoffschläger kreuzen. Und auch viele der Kämpferinnen auf beiden Seiten strahlten bei jedem ausgeteilten Schlag.

Begonnen hatte es übrigens wunderbar. Friedrichshain musste zurückweichen, und bei manchem Sturm fand man sich plötzlich mitten in feindlichen Reihen wieder. Das da auch die Kollatteralschäden hoch waren war zwar nicht zu vermeiden. Besonders aber bei einer Kreuzbergerin in gelbem Top würde ich bei der nächsten Schlacht vorschlagen sich lieber auf Friedrichshainer Seite zu positionieren. Hatte den starken Verdacht, dass die Treffer an den Hinterkopf, die ich aber auch andere verzeichnen durften, und die aus den eigenen Reihen kamen, zum Teil von der stammten. Bitte, Bitte: Überlaufen!!

Leider zeigte sich mit der Zeit doch, dass neue Truppen hauptsächlich auf Friedrichshainer Seite auf die Brücke zogen. Kreuzberg wurde mehr und mehr langsam ermattend zurückgedrängt. Als ich wieder mal eine Verschnaufpause zum filmen nutzte wurde ich jedoch ganz passend von einer aktiveren Kämpferin angeschnautzt, dass ich lieber die Waffe als die Kamera schwingen sollte...Bei all dem Getümmel machte sich über die Zeit bei mir ansonsten auch ein gewisser Fatalismus breit: Nach all den Treffern an Kopf und Rumpf war es kaum noch der Mühe wert den Schild – oder was davon noch all den direkten Konfrontationen im Schaumgummiknüppel Massaker noch übrig war - zur Abwehr eines weiteren Fluggeschosses in die Höhe zu reißen. Und in der Regel war das was man abbekam oder selbst warf auch durchaus Brückenschlacht geeignet, d.h. weich genug um keine bleibenden Schäden zu hinterlassen (Über die Gesundheitsrisiken der oft glibbrig stinkenden und gammligen Munition sollte man lieber nicht nachdenken.) Einzig das was mich da nach meinem letzten Suizid Kommando Angriff kurz vor dem Ende (Bewaffnet mit der letzten Kinderspielzeug- Spritzfigur die ich noch in den Taschen fand) am Kopf traf, dängelte für meinen Geschmack doch etwas arg und der Kopf summte noch eine knappe Stunde vor sich hin. Zu dem Zeitpunkt, d.h. kurz vor Verkündigung des Friedrichshainer Sieges, war die weiche Munition glaub eh endgültig aufgebraucht, aber...

 

Ja, und trotz immer wieder aufflammenden Nestern der Gegenwehr, heroischem Aufbäumen gegen der weit in der Überzahl anrückenden Gegner, war es etwa 100 min nach Beginn der Schlacht tatsächlich zum leidigen Ende gekommen.

Die Brücke – gefallen! Kreuzberg – geschlagen....!

Stinkend und mit hängendem Kopf ging’s dann zu Fuß nach Hause, denn die sogenannten „Freunde“ die man so hat, die zu faul zum aktiven Kampfeinsatz waren, verweigerten gar jede tröstende Umarmung oder Mitfahrgelegenheit... Die halbstündige Dusche konnte zwar die übelsten Gerüche und die davon hervorgerufenen Wellen der Übelkeit wieder so halbwegs unter Kontrolle bringen, doch der bittere Geschmack der Niederlage bleibt.

Mag der Muskelkater am Tag danach auch schmerzen, viel mehr schmerzt die Seele ob dieser Schmach.

Drum gilt für das nächste Jahr nur eins: RACHE!

Und hier findet sich beim rechts anklicken und "Ziel speichern unter" auswählen noch eine Zusammenfassung der Fotos + wackeligen Videos die ich in den Verschnaufpausen an diesem leidvollen Tag, als „die Armee der Herzen“ geschlagen wurde, aufgenommen habe! Im Moment nur im RealPlayer Format, weitere Formate folgen...



CALIFORNIA über ALLES – Fünf Tage in San Diego (Teil 1)


Ab und an bietet mir die Arbeit ja ein paar kleine „Zuckerstücke“ in dem Sinne an, dass ich an Kongressen teilnehmen kann, die an mehr oder weniger interessanten Orten stattfinden. Und dieses Jahr brachte es mich somit zum ersten Mal ins mir ansonsten einzig aus dem Fernsehen bekannte Kalifornien, und zwar in das gleich an der mexikanischen Grenze liegende San Diego. Natürlich hieß es in den fünf Tagen auch brav arbeiten, aber die Möglichkeit sich ein wenig umzuschauen ergab sich doch.

San Diego ist mir zwar nicht als besonders spektakuläre amerikanische Stadt aufgefallen, aber alleine die kleinen Unterschiede zwischen US Städten und deutschen Orten find ich ja schon immer faszinierend. Seien es die Feuerleitern an den Häusern oder die breiten Kreuzungen in den Städten. Wobei man fast das Gefühl hatte, dass in der Innenstadt von San Diego das Wörtchen „Rush hour“ unbekannt ist, da diese nie besonders überfüllt wirkte. Zwei- bis Dreigeschossige Gebäude und Hoch- bzw. höhere Häuser wechseln sich ab, und allenthalben  bekommt man Dank der vielen Palmen richtiggehend Urlaubsgefühle. Bei dem etwas außerhalb gelegenen Hotelkomplex konnte ich zwischen all den für sonnigere Gegenden typischen Grünpflanzen gar mehrmals Kolibris entdecken!

Dass beim Gericht und dem Sheriffs Office gleich gegenüber der „24 h Bond Bail“ zu finden ist weckt Erinnerungen an Colt Severs. Und dass auch auf öffentlichen Sitzbänken nicht nur beispielsweise Wohnungsmakler sondern wiederum Anbieter von Kautionen Werbung platzieren lassen einen doch grübeln, wie denn die Kriminalitätsstatistik in dieser Stadt aussieht. ...

Der innenstädtische Ausgehbezirk fand sich mit dem „Gaslamp District“ gleich beim Kongresszentrum. Und selbst hier wirkte es abends nicht gar zu voll. So ziemlich alle Restaurants schienen sich auch auf die Kongressbesucher eingestellt zu haben, und Restaurants mit den Küchen aus den verschiedensten Ecken der Welt fanden sich einträchtig nebeneinander. Faszinierend fand ich ja das „Steak House and Strip“ Restaurant, aber da ich ja der Fleisches-Lust abgeschworen habe, wurde dieses Etablissement nur von außen begutachtet. Interessant wiederum, dass ähnliche Etablissements, nur dass sie ganz aufs Kochen verzichteten, auch gleich in den Seitenstrassen anzutreffen waren. Da die ganze Ecke vom Betrieb im Kongresszentrum zu leben schien, möchte ich nicht wissen was da alles für unter „Spesenrechnung“ zusammenkommen mag.

Fazit: Der Gaslamp District ist optisch nett, die zwei dort getesteten Restaurants waren auch okay. Ungewohnt wieder einmal, dass man in USA nicht darum herum kommt vom Kellner nettes Geplauder aufgedrückt zu bekommen. In dem einen Restaurant wurden wir gar mit den besten Tipps der Speisekarte bombardiert und jeder Kellner stellte sich namentlich vor... Mal interessant, aber auf Dauer ziehe ich die lokalen Imbisse mit dem Berliner Charme Marke – „Ist mir doch egal ob du mit dem was du bestellt hast glücklich wirst“ vor. Hm, obwohl, da muss ich glaub doch noch mal darüber nachdenken...

Aber wirklich spannend war der Bezirk auf Dauer natürlich nicht.

Zum wirklich abendlichen Ausgehen bot ich nur einmal die Gelegenheit. Und da hatte mein Kollege, der auf Metal schwört, bereits die Richtung vorgegeben. Am 20.5. sollten gleich drei Bands aus dem DOOM bis wat weiß denn ich Metal Bereich in der ZOMBIE LOUNGE spielen. Und auf den Club war ich bei meiner Recherche, was man denn Punktechnisch in San Diego wissen muss auch gestoßen. Den Freitag zuvor hatten dort beispielsweise ANTISEEN gespielt, und am Sonntag ware ein Joey Ramone Gedächtnis Abend gewesen. D.h. spannend war der Club auf jeden Fall. Somit schlossen A und ich uns gerne dem R an, als es jenen Montag zur auf dem El Cajon Boulevard gelegenen Zombie Lounge gehen sollte. Da man das ganze kaum unter Weiterbildung deklarieren konnte, war es natürlich klar, dass öffentliche Verkehrsmittel herhalten sollten.

Und San Diego bietet nicht nur zig Busse, sondern auch Trolley-Linien. Da R + A extra noch mal im Hotel die Adresse der Zombie Lounge erfragten, ging ich vertrauensvoll mit und dachte die wissen was sie tun, als wir zur Trolley Linie ihrer Wahl zogen. Und die Fahrt war interessant... Man sah auch etwas finanziell schlechter gestellte Ecken San Diegos, bekam bei manchem Mitfahrer das Gefühl dass hier ein Kunde all der Kautionsanbieter neben einem sitzt, sah Blechhütten, fuhr und fuhr... Um irgendwann – ca. eine Stunde später - bei der El Cajon Transit Station anzukommen. Und tatsächlich zielte auch der in der Innenstadt San Diegos beginnende El Cajon Boulevard in diese Richtung. Nur war es tatsächlich leider so, als wenn man in Berlin auf der Suche nach dem Potsdamer Platz erst einmal den Zug nach Potsdam geentert hätte. Wir waren am finstereren Rand von San Diego gelandet, und die Zombie Lounge in etwa genauso weit entfernt wie bei Beginn der Reise!

Doch alles ward wieder gut, und wir schafften es mit Umsteigen und Bus dann tatsächlich bis zum erkorenen Ziel vorzustoßen. Und da wir unsere Reise für einen Konzertabend eigentlich viel zu früh begonnen hatten, trafen wir sogar noch passend vor Konzertbeginn, und auch vor einem großen Teil des Publikums, dass im wesentlichen erst eine halbe Stunde nach uns in größerer Anzahl einzutrudeln begann, ein. Die ZOMBIE LOUNGE entpuppte sich als sehr netter Club irgendwo zwischen Punk- und Fußball Kneipe mit großem Bildschirm, die vielleicht maximal 100 Besucher Platz bieten kann. Sehr liebevoll gestaltet waren übrigens auch die sanitären Bereiche da hielt ich den Betrieb wohl auch mal auf, da ich dieses (einzige) Klo auch mal fotografieren musste (s.o.).  Und die Bedienung war extrem nett, auch wenn sie mich zu späterer Stunde enttäuschen musste und keinen klassischen „Zombie Mix“ o.ä. als Hausgetränk anbieten konnte. Stattdessen gab’s neben dem lokalen Bier auch mal einen bittersüßen „Zombie“, der genug diverse Alkoholsorten vereinte, dass selbst ich bei allen drei Metal Bands mal kurz mitwippte.

Vielleicht gibt’s von dem Abend auch mal einen Videozusammenschnitt, aber man schauen. Begonnen hatten auf jeden Fall IGNIS OCCULTIS aus Tijuana mit Doom-Metal, gespielt von ganz schön jung aussehenden Männern. Und das durchaus mit so viel eigenem Spaß an der Sache, dass ich die Band den geneigten Metalhöreren einfach mal empfehlen will. Zweite Band dann die ebenfalls aus Tijuana stammenden INFERNAL CONJURATION die mir irgendwie vom Sound her zwischen erster Band und Hauptact angesiedelt schienen. Ihr merkt, in Metal Spielarten kenne ich mich so gar nicht aus... Dass die zuletzt auftretenden GUTROT der Topact waren konnte man aber leicht auch an den Reaktionen des Publikums ersehen: So viel wehendes Haar habe ich seit den Achtzigern nicht mehr gesehen. Beim bei dieser Band deutlich angezogenen Tempo waren nun mal nicht nur die Band und einzelne Besucher, sondern im wesentlichen die komplette erste Reihe und so mancher in den hinteren Rängen am exzessiven Headbangen... Wie auch bei den anderen Bands reichten mir persönlich zwar immer kürzere Eindrücke, aber das Publikum liebte sie sicher nicht zu unrecht.

Zu einer noch halbwegs zivilen Zeit kam dann das Ende, und unsereins verzichtete auf weitere Experimente und nahm lieber ein Taxi zu den jeweiligen Hotels. Wobei Kollegin A, die in einem der noblen Hotels gleich beim Kongresszentrum untergebracht war bei Nennung des Ziels wohl erst mal ein ungläubiges „How do you guys know about this place (Zombie Lounge)“ kassiert. Was sie recht souverän mit „Well, it’s very popular in Germany“ konterte. Ebenfalls souverän wurden von allen Beteiligten natürlich auch unsere beruflichen Verpflichtungen am Folgetag gemeistert (Doch, war ganz zufrieden mit uns. So dick waren die Köpfe dann doch nicht).

Doch wie es in San Diego weiterging erzähle ich beim nächsten Mal


... Mit Shows war es das zwar für mich in San Diego auch schon. Schließlich war es Dank der Zeitverschiebung so schon schwer irgend einen Zeit Rhythmus – i.d.R. war ich eh so ab 5:00 Uhr Ortszeit wach und abends recht früh müde- zu finden. Da brauchte ich nicht auch noch eine weiter lange nacht um mich endgültig aus dem ungewohnten Zeit-Kontinuum zu katapultieren. Und das obwohl u.a. die ADICTS mit den DICKIES im recht zentral in der Innenstadt gelegenen „House of Blues“ spielten...

Aber natürlich wollte ich doch ein wenig nach Platten Suchen. Dank der recht informativen Seite www sandiegopunk com hatte ich bereits vor Abreise eine Liste aller zumindest dort genannten Plattenläden studiert. Größere Suchaktionen kamen nicht in Frage. Schließlich standen dafür grad mal drei Stunden über eine verlängerte Mittagspause zur Verfügung. Von daher entschied ich mich dafür, die Suche auf das Hillcrest – Universitäts Gebiet zu beschränken. Dort sollten gleich drei Läden in enger Nähe zu finden sein. Wobei sich das Hinkommen erst einmal insoweit schwierig erwies, da ich als erstes eine ungeschickte Busverbindung wählte und darauf wieder zum Ausgangspunkt in der 5th Avenue zurückpilgerte (Nun, zum Glück nur ein Fußmarsch von 10 min). Um dort festzustellen, dass gleich zwei Busse entlang der 5th Avenue nach Hillcrest fuhren... Tja, da hätte ich auch gleich mal ein bissle Fragen sollen, aber warum sollte ich es mir selbst zu einfach machen?

Etwa auf Höhe von TAANG Records (3830 Fifth Ave, San Diego) gibt es auch etwa eine Bushaltestelle an der ich ausstieg. Doch dieses Schmankerl wollte ich mir für den Schluss aufheben. Von daher ging es in die parallel gelegene 6th Avenue, wo sich auf fast gleicher Höhe die „Record City“ (3757 6th Aavenue; San Diego, CA) findet. Kein Punk und Underground only Laden, sondern eher ein sehr klassischer Second Hand Laden. Jede Menge Boxen in denen sich zu 1-5 $ Rockklassiker und Schauderhaftigkeiten finden. Dazu auch eine besser sortierte Sektion mit etwas angepassteren – aber nicht überteuerten – Preisen, wobei sich auch eine kleinere Punk und Underground Sektion fand. Und dazu ein Besitzer, der den Job an der Kasse auch als Möglichkeit zur Kontaktaufnahme sieht, und nicht nur gerne über Platten spricht, sondern auch tatsächlich gute Tipps gab. Er war es, der mir das Album der MUSLIMS (siehe Reviews) empfahl und auch gleich meinte („And in case you don’t like it seal it, store it for two years and then sell it on ebay for a hundred bucks. This one will become a rarity soon.”) Und gleich darauf empfahl er mir noch den kleinen Laden “Thirsty Moon Records“ der sozusagen schräg gegenüber auf der Verbindung zwischen 6th und 5th Avenue liegt (Und der eh der dritte Laden auf meiner Liste war). THIRSTY MOON dann ein „Underground only“ Laden. Zwar nicht nur Punk, sondern vorrangig eher garagige und psychedelische Sachen, dort aber rundum perfekt sortiert. Egal welche neue Scheibe die sich mit den Themen beschäftigte suchte, ob Sampler im Sinne von „Back From the grave“, „Pebbles“, „Obscure Rockabilly“ oder neue Zusammenstellungen lange nicht erhältlicher Punk Klassiker und Obskuritäten von CRIMES bis zu diversen „never ’eard of ’em“. Hier konnte das Sammlerherz höher schlagen. Wobei ich mich doch etwas zurückhielt. LP’s schleppe ich aus fernen Landen nur in kleineren Stückzahlen nach Hause, und Singles gab es hier verhältnismäßig wenig. Trotzdem ein wirklich schicker Laden, zu dessen Besitzern anscheinend auch ein Rocket from the Crypt Mitglied zählt. Abschließend ging es dann zum eingangs erwähnten TAANG Shop. Und der bietet wirklich das was man sich von diesem Label erwartet. Wände voll mit Raritäten in der ab etwa 20 bis x-hundert Dollar Kategorie und Berge von Platten aus dem Punk, HC und Oi Bereich. TAANG Veröffentlichungen selbst gab es zum Teil zum Spottpreis, da musste ich dann z.B. auch an Klassikern die ich noch immer nur auf Kassette hatte wie dem Shock Troops Album für 10 $ zuschlagen. Dazu gibt es dort auch eine recht ansehnliche Sammlung an Band T-Shirts und Gimmicks zu erstehen. Trotzdem es schön war die mal zu sehen, wollte ich aber – auch wenn der Dollarkurs gut stand – trotzdem nicht 50$ für Sex Pistols Action-Männchen o.ä. ausgeben... Doch schön war’s. Wäre der Laden um die Ecke wüßt ich wo ich meine Samstage immer so verbringen sollte. ...

Doch Reisen soll ja auch ein wenig bilden. Und von daher erst einmal genug zum Thema Platten kaufen in Hillcrest.

Fakt ist, dass ich nicht nur noch nie so weit südlich in den USA gewesen bin, und dass San Diego im Prinzip nur einen Steinwurf von der mexikanischen Grenze entfernt ist. Um genau zu sein erreicht man die Grenze mit der Trolley Linie, die bis nach San Ysidro etwa eine dreiviertel Stunde unterwegs ist (So lang brauche ich von Kreuzberg aus auch morgens zur Stätte meiner Arbeit). Natürlich wollte ich mir auch fremde Kulturen, sprich Mexico ansehen. Und am letzten Tag ergab sich tatsächlich die Möglichkeit dazu, da dann das Arbeitsprogramm eher nicht vorhanden war. Also hieß es am Vormittag bereits: „Auf nach Tijuana“! (Vielleicht schwangen mir da auch die Worte von Crusty dem Clown im Kopf herum, der Tijuana als schönsten Platz der Welt beschreibt...)

Die Fahrt dann also ganz unspektakulär in der Strassenbahn bis zur Grenze. Dort fand sich auch gleich der Weg zur Grenze und Mensch pilgerte als Fußgänger recht unbehelligt seinen Weg durch eine wie ein Parkhaus anmutende Betonmonstrosität und über eine nach den Seiten vergitterte Brücke. Auf mexikanischer Seite dann eher desinteressierte Zöllner, die kein Interesse an einem oder gar an Papieren zeigten. Und dann also tatsächlich: Tijuana!



Zwar eine denkbar ungünstige Zeit, da um die Mittagsstunden wirklich nicht viel los ist, aber..

Erster Eindruck. Entweder ist das mexikanische Gesundheitssysstem das best ausgebauteste der Welt, oder aber wohl eher wesentlich günstiger als in den USA. So ziemlich jedes dritte Haus schein Komponenten des Gesundheitswesens zu beeinhalten, oder zumindest entsprechende Werbung zu tragen. So wild darauf erinnert zu werden, dass ich ruhig mal wieder zum Zahnarzt gehen sollte war ich ja nicht, aber trotz all der Zahnarztpraxen, Zahnärzten, Kliniken, Tierkliniken und Apotheken meldete sich kei Zipperlein und ich konnte das ganze doch genießen. Tijuna lebt anscheinend wirklich von seinem Status als Grenzstadt zu reicheren Nachbarn. Nicht nur all die Kliniken sind sicher für US Bürger interessant. Sondern Tijuana ist wohl auch eine als Partyziel beliebte Stadt. Nachdem ich – wie gesagt zur Mittagszeit – beim Entlangschlendern im Zentrum von netten Herren gefragt wurde, ob ich nicht in ihren Clubs einkehren und die tollen Girls bestaunen wollt dämmerte mir doch, warum Crusty so von der Stadt angetan ist.

Doch noch nicht mal zu einem schnellen Tequila in einer schummrigen Bar ließ ich mich hinreißen. Die waren zu der Tageszeit denn doch alle zu schummrig und LEER. Und auf Teufel komm raus zum einzig Stammtrinker dazustossen der da schweigend vorm unterbeschäftigten barkeeper sass wollte ich ja auch nicht. Da kamen mir eh zu viele Gedanken von verschwundenen Touristen in den Sinn - ein Hoch auf all die blöden Trash Filme die einem zu den unmöglichsten Zeiten wieder in den Sinn kommen... Naja. Da gab’s zum Trost aber doch wenigstens etwas zu essen in einem der Strassenrestaurants. Ein hoch auf dessen bebilderte Speisekarte! Da die Auswahl an vegetarischen gerichten aber sehr übersichtlich war, gabs Enchilladas sowie echt sehr leckere hausgemachte Tacochips mit Klasse Salsa, die wenigstens wenn schon nicht mit Tequila so doch mit einem lokalen Bier heruntergespült wurden.

Wie sich das für einen Touristen gehört habe ich natürlich auch die Auslagen diverser Touristenshops studiert. Sehr beliebt neben hässlichen Tijuana T-Shirts sind anscheinend Wrestlingmasken (Diese reizten mich nicht, aber bei einem Shirt von „Mil Mascaras“ konnte ich doch nicht wiederstehen) und Kindergitarren. Letzteres wohl nicht zuletztda Musik ja wirklich sehr beliebt ist. Nur musste ich wieder mal feststellen, dass ein mittäglicher Ausflug unter der Woche doch nicht perfekt ist. Mariachis gab es zwar so einige, in Ermangelung zu besingender Massen warteten sie aber größtenteils auch alle auf eine geschäftigere Tageszeit.

Beim ersten mal als ich zwei Jeeps voller Polizisten die mit Schnellfeuer Gewehren behangen rund um einen Hausengang herumlungerten dachte ich ja noch ich erlebe gerade die Verhaftung von El Don live mit. Da sich dann aber nicht wirklich etwas tat, zog ich weiter. Und erbickte zwei Starssen weiter im Prinziep das gleiche Bild. Zwei Jeeps voller schwerbewaffneter Polizisten, von denen einige um einen Eingang herumstanden. Bei genauerem Hinschauen kapierte ich dann aber doch den Sinn der Sache: Mittagszeit - Zeit um mal beim lokalen Take Away der Wahl vorbeizuschauen. Ach, und kommt nicht auf die Idee lokale Polizisten gar zu ungeschickt abzulichten zu wollen. Ist nicht wirklich ein „Urlaubsgefühl“, wenn von dem Polizeijeep solche mit Schnellfeuergewehr behängten Ordnungshütern sich gleich mal zu zweit um einen drapieren um den Inhalt der Speicherchip Karte der Kamera zu bewundern. Zum Glück hatte ich bei dieser Begebenheit noch nicht noch nicht ausgelöst, - und das obige Bild war weit weg/ wurde nicht gesehen - sonst wäre ich nach kurzer Befragung woher/ welcher Landsmann ich denn sei wahrscheinlich eher ohne Kamera bzw. ohne Speicherchip weitergeschickt worden...


Doch ansonsten – wenn man solch persönliche Dümmlichkeiten bei Seite lässt – sicher ein prima Ort um mal ein paar Tage zu verbringen. Wobei ein paar Spanisch Kenntnisse nicht schaden. Sobald man mal ein wenig in die Seitenstrassen eingetaucht ist, helfen die paar Brocken die mir noch geläufig waren nicht viel. Und ständig nen großes Bier bestellen wollte ich ja nun auch nicht!? Meine Versuche in einem eher lokalen Plattenladen etwas mehr über die ausgestellten Interpreten zu erfahren gelang deshalb auch so gar nicht...

Von daher machte ich mich nach einigen Stunden durch die Stadt stromern auch recht leicht bepackt wieder auf dem Weg in die USA. Und durfte feststellen, dass die Rückkehr doch deutlich schwieriger und vor allem langwieriger als die Einreise nach Mexico ist. Die Schlangen schienen endlos, und die Zöllner schickten gleich mehrere Leute vor mir wieder nach Mexico zurück. Mal schien der Reisepass des älteren Mexikaners nicht in Ordnung zu sein, und bei einem eher europäisch/ amerikanisch wirkenden Touristen zeigte sich, dass eine simple ID wie ein Führerschein anscheinend nicht reicht. Ein hoch auf den gültige Reisepass! Und so gelangte ich doch recht ermattet aber zufrieden zurück auf amerikanischen Boden und mit der Straßenbahn wieder nach San Diego.

Mein Trip nach Kalifornien war dann am nächsten Tag beendet, und es hieß fast einen ganzen Tag für den Rückflug hinter sich zu bringen. Aber, doch, dort ließen sich auch einige Tage mehr recht leicht herumbringen... 
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Lesung mit Uli Hannemann 28.3.08 und Grauen in der Hasenheide am 27.4.08

 Es war in der Vorweihnachtszeit, als mir im Buchladen eine Kurzgeschichtensammlung namens„Neulich in Neukölln“ auffiel. Der Klappentext versprach so einiges „ Dass „Scheisse, alles Scheisse“  und „Mann, Mann, Mann“ beliebte Worte auf Neukölns Strassen sind. Dass hier Geschichten „Von der Talsohle des Lebens“ zu finden seien. Und der Autor? Selbst im Neukölner Schick mit Bierflasche am Hals porträtiert (Oder sollte es doch einer der beschriebenen Bewohner der Gegend sein?). Das Buch ward gekauft!

Und da sich das ganze dann sehr flott lesen ließ und heftigst die Lachmuskulatur beanspruchte war es klar, dass es reizte als sich herausstellte, dass dieser Herr bei einem Heimspiel am Herrmannplatz  lesen sollte. Und so fanden wir uns am 28.3. wie so einige Hunderte andere im zugegebenermaßen nicht gerade mit coolness Faktor belegten KARSTADT am Herrmannplatz ein. Eine neben uns sitzende Dame konnte auch gleich den Autor identifizieren. Und ich wurde ein bissle neidisch, da er der einzige im Saal war, dem ein Dosenbier vergönnt war, während der Rest sich an Sekt, Wein oder Saft laben durfte. Dose hätte es nicht gebraucht, aber gegen ein Bier hätte ich auch nichts einzuwenden gehabt. Na, dafür hatten wir gute Plätze...

Los ging es dann mit einem Geschichtchen, dass sich im Buch glaub recht weit hinten fand, und daher von mir beim Lesen kaum noch gewürdigt werden konnte. Als Einstieg bei der Lesung war der geschichtliche Abriss Neuköllns, der von auf Höhlenmalereien verewigten Hundehaufe erzählt, den Fudji nicht unerwähnt lässt, Neuköllns Prostituierte, wenn schon nicht in ein ansehnlicheres, aber wenigstens „historisches“ Licht tauchte und einfach witzig den Bezirk karikierte. Und das ist Hannemanns Stärke. Die Geschichtchen die so nah am Leben bleiben, dass sie wirklich nur zum Lachen animieren können. Geschichten von der Gefahr der Unterwanderung Neuköllns durch die zugereisten Kreuzberger, die gar die Mülltrennung forcieren. Alltäglich bissige Alkoholikergeschichten. Alltag Berlin Neukölln halt. Etwas überspitzt, aber so zum herauslachen animierend. Da wurde auch vom Zeitvertreib in der Hasenschänke berichtet, und und und... Doch, es hat einfach Spass gemacht. Ob man sich die Geschichten wirklich vom Autor vorlesen lassen muss sei dahingestellt, die meisten haben sicher auch einfach am Buch viel Vergnügen. Wobei live zum Glück die meisten der gar zu fiktiven Geschichten weggelassen wurden, da diese doch ein wenig dank nur noch minimalem Bezug zum Neuköllner Strassentreiben etwas an Reiz verlieren. Empfehlenswert ist aber auf jeden Fall eine der beiden Erfahrungen – Lesung oder selber das Buch durchzuschmökern (Übrigens mit recht hilfreichem Glossar versehen!). Erfreut konnte ich nun feststellen, dass man auch im Netz die Möglichkeit hat, Werke von Herrn Hannemann zu lesen. Wie so viele andere bissige Autoren liefert er regelmäßig bei Salbader Kurzgeschichten ab. Und wer beispielsweise auch an Horst Evers seine Freude hat wird vielleicht wie ich auch gerne mal einen Abend schmunzelnd vorm Bildschirm verbringen und in der großartigen online Zeitschrift    schmökern.


Von Hannemann vorgelesen wurde den Abend auch seine schöne Geschichte über das traurigste Volksfest der Welt – in der Hasenheide! Und da mich die Geschichte so gespannt darauf machte, mussten wir letzten Sonntag doch mal dort vorbeischauen. Und meine Befürchtungen wurden gar nicht so sehr erfüllt. Zwar kam uns als erstes ein deutsches Mannsbild im Böhse Onkelz Shirt entgegen, ansonsten war das Publikum am frühen Nachmittag weit weniger schlimm als erwartet und deutlich zahlreicher vertreten als ich nach Hannemanns Geschichte vermutet hätte. Traurige Budenverkäufer ließen wir aber trotzdem links liegen, und machten stattdessen einen gravierenden Fehler. Den Besuch eines Fahrgeschäftes. Um genau zu sein folgte ich dem wahnwitzigen Vorschlag eine Fahrt auf dem Breakdance zu machen. Wer das Teufelsgerät nicht einordnen kann hat entweder z.zt. noch Selbst die Gelegenheit das Grausen am eigenen Leib in der Hasenheide zu erleben.

Gemüter die noch alle Guten Geister beisammen haben schauen sich hier lieber kurz das Video (sollte beim Klick auf das Bild runtergeladen werden) an und wissen was sie vermeiden müssen. Ernsthaft: Solche Teufelsdinger die einen mit gefühlter Waaaahnsinniger Geschwindigkeit in die verschiedensten Richtungen miteinander konkurrierender Fliehkräfte beschleunigen sind nichts für den erwachsenen Organismus... Der nach den ersten 3 Sekunden auftretende Anfall von Übelkeit wurde zum Glück nicht stärker während der Fahrt. Dass ich das ganze genossen hätte wäre aber gelogen. Dabei war ich noch der Glücklichere. Bei mir schwanden die leichten Übelkeitswellen im Laufe der nächsten Stunde langsam aber stetig. Meine Begleitung klagte dagegen noch für Stunden über Schwindelanfälle... Als Teenies fanden wir das Dingen glaub toll, aber heut... Macht ihr man lieber. Beim nächsten Volksfest Besuch gibt’s für mich dagegen doch lieber bloß Lose ziehen.




Ich bin mir sicher, der Schöpfer des links abgebildeten Kunstwerks hat mindestens einen zweiten Platz beim großen „Ich bin nach Berlin gezogen um etwas künstlerisches zu machen“ Wettbewerb verdient.

Diese gewagte Kombination aus naiver Malerei auf hartem Untergrund (Beton – die Anonymität der Städte? Verblassende Farben als Zeichen der Vergänglichkeit?) und beweglichem Metall im Vordergrund (Fahrräder als Symbol der ständigen Bewegung in der Stadt? Oder des ewigen Rad des Lebens?; Insgesamt ergibt sich ein Werk, das qualitativ nicht schlechter ist, als so manche andere Installation die man in Berlin ja häufig mal bei kleineren Ausstellungen unter bedeutungsschwangerer Erklärung bewundern kann; Fiel mir übrigens beim Gang zur Wahlurne auf einem Schuhof auf...). Wie auch immer: Dieser Künstler hätte seinen zweiten Platz sicher ohne Murren angenommen.

In der Politik wird der zweite Platz dagegen leider nicht immer ohne Murren angenommen. Sonntag erfolgte ja die Abstimmung, ob der Flughafen Tempelhof erhalten bleiben soll. Sollten mindestens 25 % der Berliner für seinen Erhalt stimmen, würde der - eher minimale -Flugbetriebs fortgeführt werden (Trotzdem die Schließung schon lange beabsichtigt war). Man konnte sich also – sofern man dagegen war – durchaus überlegen ein Nein anzukreuzen, oder einfach daheim zu bleiben. Die Berliner stimmten ab, und tatsächlich sprachen sich zwar viele Wähler, umgerechnet auf die Anzahl der Stimmberechtigten aber nur etwas über 20% für den Erhalt aus. Was andererseits die magische Hürde von mindestens 25% nicht erreichte. Somit schien das Ergebnis klar (egal wie man dazu steht) – das Ende für Tempelhof scheint besiegelt. Doch gleich nach Ergebnis Verkündung wurde deutlich, dass die Befürworter sich so leicht nicht geschlagen geben... Schließlich,... Ist das nicht das Wunderbare an der volksnah praktizierten Demokratie: Wenn das Ergebnis nicht passt kann man es doch ignorieren, oder neue Wahlen fordern... Es bleibt somit anscheinend spannend. Kann man dieses System der ewigen Nachverhandlung nicht auch breiter anwenden? Hätte ich mir z.B. auch für manche Noten gewünscht...





„Schon wieder marschieren braune Horden. Schon marschieren Glatzkopfhorden. Sie sind schon wieder aus auf neues Morden. ... Drum erheb ich meine Hand“ Dieser Text von VKJ ging mir durch den Kopf, als wir, zwei eher Erkältungsgeplagte die kaum als todbringender Stosstrupp des antifaschistischen Kampfes zählen konnten (Sofern man die grippale Ansteckungsgefahr nicht dazuzählt), gestern gegen elf Uhr morgens durch recht menschenleere Strassen von U-Bahn Station „Zwickauer Damm“ gen Station Rudow liefen. Irgendwie hatten wir es anders als alle anderen U-Bahn Benutzer gemacht, die ebenfalls nach Rudow zur Gegendemonstration gegen den dort startenden Aufmarsch der NPD demonstrieren wollten - und waren als einzige eine Station zuvor  ausgestiegen. Meine Sorgen, dass sich das Aussteigen am Endbahnhof wegen überzogener Kontrollen (Wie bei ähnlichem Anlass in Friedrichshain erlebt) hätte verzögern können stellten sich im Nachhinein zwar als absolut unbegründet heraus, aber wer sollte das ahnen? Wahrscheinlich hätten wir zwei uns wohl eher Sorgen machen dürfen, dass wir als zwei kleine Hansel auf unbekannten Wegen wohl eher den falschen „Freunden“ hätten begegnen können. Warum eigentlich nur zu zweit? Normalerweise gehe ich doch zu entsprechenden Festivitäten durchaus lieber in einer kleinen Bezugsgruppe. Alle befragten Bekannten mussten allerdings wegen Gründen wie „Muss wegen Besuch am Abend zuvor saufen“, „Bin wegen Arbeit nicht in der Stadt“ oder „Will Mittags doch Sport machen“ absagen... Argumente, die ich zugegebenermaßen glaub auch schon vorgebracht habe und die somit durchaus als angemessen erschienen. Doch unsere kleine Wanderung hin zum Straßenfest gegen Rechts am Bahnhof Rudow verlief unspektakulär, und der Weg zum Fest war wohl auch einzig auf den Strecken durch die Polizei gesperrt, an denen auch ankommende Nazis passieren mussten. Das Straßenfest? Überschaubar! Eine Bühne auf einem Laster, auf der eine nette Ska-(Punk)-Band spielte. Mehrere Trommeltrüppchen, gerne mal im farbenfrohen Outfit. Zwei Clowns auf Stelzen deren Plakate recht zutreffend „Bei Nazis hört der Spaß auf“ verkündeten. Einzelne Stände, und ca. 800 Besucher. Zur Strasse hin war es überall durchgehend abgesperrt. Auf der breiten Strasse Polizeigrüppchen, doch von Faschos erst einmal kaum etwas zu sehen. Tatsächlich standen die Kameraden die zur NPD Demo wollten auf dem Parkplatz gegenüber. Doch Dank dessen umgebender Begrünung ging uns das erst auf, als dort neue Besucher auftauchten und durch die Polizei dorthin geleitet wurden. Die schwarzen Fahnen die diese trugen hatten mich gleich nochmals irritiert, .... Und auf der Gegendemonstrations Seite? Eine Bunte Mischung aus Fahnen und Grüppchen von Ver.di, SPD, Anarchisten, Spartakisten, Israel-Fahnen Trägern, Die LINKE,  JUSOS, jungen Antifaguppen, älteren Bürgerinnen der Mittel bis Oberschicht, einzelnen Punkern, Clowns, Anwohner, Berlinern aus allen Sozialschichten. Zeit zum herumschauen hatten wir genug. Denn bis auch die letzten Teilnehmer der NPD Demo eintrafen, die z.T. wohl von U-Bahn Station Schönefeld aus geschlossen anmarschierten, verging so einige Zeit. Erst nach einer Weile – die nicht nur durch die Liveband, sondern auch u.a. einer Rede von Herrn Momper der sich deutlich gegen Rechts aussprach – verkürzt wurde, ging uns auf, dass wir die auf der anderen Straßenseite auf dem Parkplatz stattfindenden Reden (Dank Polizeiwagen und/oder Begrünung eher unsichtbar und kaum wahrzunehmen) viel besser stören konnten wenn wir uns ca. 20 m weiter oberhalb der dicht umstandenen Kreuzung an die dort kaum besiedelte Absperrung stellten, da dort eine Lücke in der Begrünung hin zum Parkplatz war, auf dem sich die Kameraden sammelten. Das mich die ältere Dame die ich dann plötzlich ständig an meiner Seite hatte wieder und wieder zu „Los Junge, nochmal“ zum Lärmen anfeuerte war mir nur fast peinlich. Dank der Kombination aus Rufen und Erkältung machte der Hals bereits immer wieder schlapp. Aber Hustenbonbons und eine Trillerpfeife schafften Abhilfe und waren im Weiterhin unverzichtbar. ...

Gegen 13.45 war es dann wohl soweit. Der Demonstrationszug der NPD setzte sich in Bewegung, und verschwand kaum sichtbar vom abgesperrten Gelände des Straßenfest aus in Bewegung. ... Und nun?

Für die älteren Teilnehmer der Gegendemonstration war die politische Aktivität danach vielleicht zum Teil schon vorbei. Wir machten uns auf zur Ecke Neuköllner Strasse / Stubenrauchstrasse, wo dann die Nerven durch die lange Wartezeit bis der Demonstrationszug der NPD erschien doch recht lang wurde. Zum Glück verkürzten einzelne Polizisten die Langeweile durch recht rigoroses Vorgehen gegen einzelne. Das treibt den Adrenalinspiegel hoch und hält wach und aktiv. Dabei wurde auch mal gegen ein älteres Männchen vorgegangen, dass dagegen recht giftig und resolut seine Rechte forderte und ganz wunderbar einzig aus demokratiebewusstem Rückgrat zu bestehen schien. Die Absperrungstaktik der Polizei an dieser Kreuzung war wieder einmal recht unübersichtlich. Während ich irgendwann bequem zwecks besserer Sicht auf die Kreuzung schlendern konnte, wurde Herzdame ein paar Meter hinter mir gleich wieder wie so mancher anderer zurückgeschickt und man fühlte sich auf der Kreuzung eher vom Rest der Demonstranten abgesperrt. Dann endlich, Bewegung auf der abgesperrten Strasse. Doch die ersten die da auftauchten waren Gegendemonstranten, die vor dem Aufzug der NPD langgelaufen waren, und sich nun ebenfalls auf der Kreuzung sammelten. Das war natürlich zuviel Nähe zum gleich folgenden rechten Demonstrationszug. Die Polizei beschloss wieder höchst sensibel zu räumen. Hundestaffeln waren ja eh schon die ganze Zeit auf der Kreuzung positioniert. Während ich noch ungläubig darauf starrte, wie die Polizei geschwind die Leute vor mir als Mauer wegschoben, konnte ich mich nur wundern, was denn da flauschiges an meinen Oberkörper drückte und über die Hand wischte. Erst beim auf die Seite sehen durfte ich realisieren, dass auch die Hundeführer losgegangen waren, und diejenigen von uns, die überraschend die„Seitenflanke“ bildeten von den Vorderpfoten aufgerichteter Schäfer- etc. –Hunde betatscht wurden. Ein Glück, dass mich als erstes der Gedanke „Igitt Pelzjacke“ bei der Berührung überkam, sonst hätte mich das Hundi das da an mir lehnte trotz Maulkorb glaub doch erschreckt. Und natürlich hatte die spontane Räumung der Kreuzung vollen Erfolg. Und die NPD konnte ungehindert weiterziehen.

Und nun sah ich zum ersten Mal, dass deren Anzahl keineswegs nur ein paar Handvoll, sondern doch einige Hundert betrug... !

Danach – weiter zur nächsten Kreuzung auf dem Weg der Marschroute. Was wirklich vor sich ging wusste eigentlich niemand. Keiner schien wirklich zu wissen, wann und wo der Marsch der NPD abbiegen sollte. Die Karten der vorgegebenen Route kursierten zwar, aber dass ein Liveticker mehr Wissen vermittelte wusste zu dem Zeitpunkt auf der Strasse niemand.

Auch wir landeten dann auf der Kreuzung Lipschitzallee/ Fritz-Erler Allee. Dort wurde der etwas schwärzere Block mit seinem Farbenfrohen „Nazis stoppen“ Transparent erst einmal von einem einzelnen Polizisten etwas rüde angegangen, und dann nach dem üblichen Spiel der drei Ansagen und folgender Räumung recht effizient abgedrängt und landete wohl zur Personalienaufnahme am nächsten Zaun. Der Rest der Gegendemonstraten dürfte die 80 Leute Marke kaum überschritten haben. Als sich dann der Aufmarsch der Rechten näherte durften auch wir dann mal wieder etwas zusammenrücken – unser „Kesselchen“ bestand auf der Ecke der Kreuzung wohl aus ca. 25 Leuten mit etwa einem Dutzend Polizisten davor. Und wieder durfte man den Mitgliedern des Marschzuges interessiert ins Angesicht starren – diesmal aus etwa 3 Meter Nähe. Auf allen Seiten liefen die Kameras heiß, Kehlen wurden rau geschrieen und ich war glücklich über meine Trillerpfeife.

Danach dann.... Hinter der Polizei, hinter dem rechten Demonstrationszug hergedackelt. Da es irgendwann nicht weiterging noch geschwind auf Umwegen Richtung Endkundgebungsplatz. Dort war die Absperrung zwischen Rechts und Links gleich nochmals breiter als zu Beginn, und es blieb nichts mehr zu tun als lauthals zu lärmen. Der Abzug der Rechten wird dann gegen Fünf erfolgt sein, die Gegendemonstranten durften etwa ½ h später in die U-Bahn.

Fazit:

Dass die NPD tatsächlich 500 Leute nach Neukölln gezogen hat ist erstaunlich aber auch erschreckend.

Beschämend ist, dass die „braven Bürger“ unter den Gegendemonstranten, die beim NPD Aufmarsch am Alex ja zu Tausenden zugegen waren, hier nur in deutlich geringer Anzahl erschienen (Wobei aber alle an deren Seite wir über den Tag so standen oder liefen, egal ob wohlhabende Rentnerin oder eher schüchtern wirkende mittelalte Bewohnerin der Gegend, alter Arbeiter oder junge Mutter, sympathisch waren). In Rudow lässt sich das politische Bewusstsein wohl schlecht mit den Einkäufen verbinden – von daher waren wohl viele Berliner von der Fahrt dorthin abgeschreckt?! Das muss man dem normalen Bürger an einem Adventswochenende aber doch sicher zugestehen und darf deshalb wohl nicht enttäuscht sein, oder?

Schade, dass die diversen Antifa Organisationen den Tag nur zum Teil vertreten waren. Da mögen auch parallele Veranstaltungen an dem Tag erfolgt, oder noch Nachwehen von G8 zu bewältigen gewesen sein. Das vernichtende Ergebnis zählt jedoch: Als die NPD vor 4 Jahren von Lichtenberg nach Friedrichshain zog kam sie nur bis zur Grenze und der Zug stockte ständig – hier konnte die NPD dagegen ihre Demonstration relativ ungestört durchziehen. Und wären nicht 850 Polizisten im Einsatz gewesen, wären es nicht die Teilnehmer der NPD Demo gewesen, die um ihre Unversehrtheit hätten bangen müssen....

SOLLTE DAS NICHT WIEDER ANDERS WERDEN!???!!!

 

Unten: Diverse Kameraden der NPD Demo.

Auffallend übrigens der geringe Anteil der Frauen darunter, da musste ich auf den Bildern lange suchen.... Sollte sich das Problem somit vielleicht doch auf natürlichem Wege in den nächsten Jahrzehnten lösen? War Kühnen in allen Dingen Vorreiter??? 



11.11.2007 DVD-Abend mit der „The Punk Rock Splatter Massacre“ DVD (Sunny Bastards)

Eigentlich hatte ich ja mit so einigen schon längst mal verabredet, dass es einmal Zeit für einen gemeinsamen DVD  Abend wäre. So richtig dahintergeklemmt hatte sich keiner, und so blieb es lange bei der Idee. Nachdem dank der Punkfilmreihe im Moviemento mein Interesse an dem Punk Rock Splatter Massacre geweckt worden war, dachte ich mir als ich diesen bestellte das wäre doch sicher mal eine gute Gelegenheit für einen gemeinsamen Abend. Und so sammelte sich kurz vor Halloween ein kleines Grüppchen bei mir, mit dem Willen zum blutigen Trash Video. Denn das „Punk Rock Splatter Massacre“ ist ein Trash Film, dessen  blutige Handlung sich während der Vans Warped Tour abspielt. Passend zum Datum hatten sich aber einzig J+J mittels Schräubchen an der Stirn etwas passend gestylt – das muss beim Publikum noch besser werden! Nachdem dann alle mit blutrotem Chili versorgt waren, hieß es dann also „Film ab“! Und das „Punk Rock Splatter Massacre“ hält was es erst einmal verspricht. Ein finsterer Killer treibt auf der Vans Warped Tour sein blutiges Unwesen. Da kommt gar oft das Samurai Schwert zum Einsatz und Poppunk- und Punkbands aber auch Zuschauer fallen gar scharenweise unter Einsatz von viel Kunstblut darnieder. Kunstdärme fallen nicht nur aus aufgeschlitzten T-Shirts, sondern werden auch mal ausgekotzt, und nur wenige der Akteure im Film realisieren was da wirklich bei der Tour passiert. Bis sich auflöst, dass das ganze eine Art Feldzug gegen den Poppunk ist, dem auch einzelne gute Bands zum Opfer fallen, dürften über 2 Stunden vergehen, und so manche bekannte Band (oder auch Skateboarder) ihren Auftritt –gehabt - und Leben verloren - haben. ... Und genau hier liegt das Problem des Films: Die Länge. Denn auf Dauer wird das Massaker doch eher zu einer endlosen Wiederholung unsinniger Splatterszenen. Die zwar meist so „überzeugend“, dass man das ganze als charmanten Trash akzeptieren kann  - ohne sich vorm Dunkeln fürchten zu müssen – aber Kunstblut spritzt nicht ewig amüsant. Das der Gedanke sicher war, möglichst alle zugesagten Bands unterzubringen hilft dabei wenig. Denn geben wir es zu, auch wenn viele bekannte Namen mitmachen wie HORRORPOPS, DROPKICK MURPHYS, MEFIRST AND THE GIMME GIMMES, PENNYWISE, RANCID, PENNYWISE, The USED, TSUNAMI BOMB um nur die Bands zu nennen die mir vorher etwas sagten, wimmelt e auch von zumindest mir unbekannten Bands wie BERETI, BIG D AND THE KIDS TABLE, DESTRUCTION MADE SIMPLE, GLASSJAW oder SUICIDE MACHINES. Natürlich ist mein musikalisches Verständnis ob des fortgeschrittenen Alters sicher nicht mehr ganz up to date. Aber unser kleines Grüppchen, dessen Durchschnittsalter wohl bei ca. 32 Jahren lag, mit Personen zwischen ca. Mitte 20 und vierzig, war der Aha Effekt beim Wiedererkennen der Bands doch recht überschaubar. HORRRPOPS waren leicht zu erkennen, RANCID ging auch noch, aber sonst....?? Ich glaube das war es auch schon mit den „Das sind doch XY“ Rufen bei den Konzertszenen.... Denn wer gerade spielte (bevor er dahingemeuchelt wurde) ist leider nicht immer eingeblendet bzw. erwähnt. So konnte ich mit Hilfe des Films einzig die phänomenalen Surfer PHENOMENAUTS für mich entdecken. Ein jüngeres Publikum, das sich besser mit den aktuellen US Punk Größen auskennt mag mehr Freude als wir an dem Film haben. Loben muss man aber, dass im Film oft Comicbilder als Überleitung eingesetzt werden, und die Erzählerin Heather, die in der Rahmenhandlung schildert was bei der Tour passierte, habe ich wegen Ähnlichkeit zu einer lieben Bekannten auch ins Herz geschlossen. Die deutsche Synchronisation ist dagegen unter „Muss besser werden“ zu verbuchen. Da hätten etwas professionellere Sprecher vielleicht noch mehr daraus machen können. Fazit? Eine auf die Hälfte geraffte Version des Film mit neuer Synchronisation könnte ein kleiner Hit sein, da er tatsächlich eine amüsante Rahmenhandlung und manche gute Effekte bietet, die in der Länge aber eher untergehen. In der vorliegenden Form ist der Film dagegen eher etwas für jüngere Menschen die nicht nur alles aktuelle auf dem US Musik Markt lieben, sondern auch noch über Stunden Freude an Splatter Szenen aufrechterhalten können. Mit dabei übrigens auch eine Bonus DVD, die Haufenweise nicht verwendetes Material und Musikvideos einzelner der Bands zeigt. Mein Vorschlag noch in diese Hineinzuschauen wurde bei dem DVD-Abend vom Publikum entsetzt abgewehrt.... Und beim Durchzappen fand sich wirklich nur vereinzelt sehenswertes. 380 Minuten Gesamtspielzeit auf den zwei DVDs sind somit eher verschenkte Liebesmühe, denn Masse ist nur selten auch Klasse...Ach, und unser Abend ging noch fröhlich weiter und so mancher glaub viel zu spät ins Bett – Ohne Alpträume!

25.8.2007 Die „KÖPI bleibt! “ Aktion am 13.8.vor dem Roten Rathaus


Viele von euch sollten es mitbekommen haben: Am 8. Mai diesen Jahres wurde die KÖPI, ein alternatives Kulturzentrum in Berlin, dass bereits seit 17 Jahren besteht, weit unter Wert an einen Käufer versteigert, dessen Seriosität durchaus auch in der normalen Presse diskutiert wird. Die Zukunft der KÖPI ist ungewiss. Um auf ihre Situation aufmerksam zu machen, gab es bereits diverse Demonstrationen, und am 13.8. eine grosse Aktion vor dem Berliner ROTEN RATHAUS. Und bei letzterer wollte ich nun doch auch nicht fehlen, und traf kurznach dem angekündigten Beginn um 16.00 Uhr am Alex ein. Zu der Zeit war die Zuschauerzahl mit um die 150 Personen noch recht überschaubar, was sicher noch an dem frühen Nachmittagstermin lag. Polizei gabs allenthalben, doch beschränkten sich Kontrollen auf das Verbot Glassflaschen mitznehmen. Und harmlose Passanten wie meinereiner, der da in Shorts und Cartoonshirt anschlappte, wurden eh gänzlich von den Staatsbütteln missachtet (Hm, vor nen paar Jahren noch wäre mir das glaub nicht passiert und falls dann doch ganz arg peinlich gewesen....). Erfreulicherweise standen nicht nur diverse KÖPI Sympathisanten und Bewohner auf dem Platz zwischen Stand und Konzertlaster, sondern tatsächlich schienen auch so manche Passanten interessiert.

Somit dürften dann bei den ersten Redebeiträgen doch auch weigstens einzelne das erste Mal von der Verkaufsaffäre erfahren haben. Schon bald dann auch die erste Band, ich denke mal es waren „IOU“ aus Dänemark, die recht heftigsten HC boten. Tja, und ungefähr dann pasierte es wohl. Wie in diesem Sommer üblich wechselte das Wetter von Sonnenschein zu heftigstem regen, und die Moral wurde heftigst unterspült. Nur einzelne waren passen angezogen, der grosse Rest versammelte sich zum Schutz unter den nahestehenden Bäumen, doch alles ging weiter. Tja, nur nahm die Anzahl normaler Bürger, die durch die Aktion hätten angesprochen werden können rapide ab- wer flaniert schon gerne durch Regen? (Hm, da somit also sicher der ortszuständige Wettergott nicht auf Seite der KÖPI steht bewahrt sich wiedereinmal die alte Weisheit, dass Religion definitiv kein Punkrok ist!)  Wobei andererseits die Anzahl der Personen, die gezielt wegen der Aktion ankamen doch weiterhin anstieg!

Die Wassermassen versiegten, aber ich war nicht der einzige der ob durchnässter Kleidung heftig am schwächeln war. So stürzte ich bereits gegen halb sechse, einen Redebeitrag später und während der zweiten Band heim zur warmen Dusche. Und das obwohl mir die zweite Band, die sich heftig durch die Punkrockgeschichte coverten (Waren es „2:20“ ?) durchaus zu gefallen wusste. Und das Gewissen wurde wenigstens ein wenig dadurch beruhigt, dass die Zuschauerzahlen nun doch etwa auf 300-400 Menschen gestiegen war. Leider aber wurde mir die nächsten Tage deutlich bewusst, dass die Stadt bzw. die Presse sicher durchaus mit den wetterbedingten Schwierigkeiten zufrieden waren. Denn obwohl eine solche grössere Aktion vor dem Berliner  Rathaus sicher erwähnenswert ist, lag die Anzahl der Presseberichte die ich dazu finden konnte bei Null. Doch auch wenn die Tageszeitungen nichts zur KÖPI und deren Bedrohung veröffentlichen, so könnt ihr euch doch wenigstens bei (Achtung, nun neue website!!!:) http://koepi137.net mehr Informationen zum Haus selbst, den dort stattfindenden Konzerten und der Entwicklungen und Verwicklungen die sich auf Grund des Verkaufs ergeben nachschauen. In diesem Sinne:



13.8.2007 Natur pur - Das schöne Hessen!

Nun war es also wieder soweit, und unsereins war mal wieder in den hessischen Wäldern und Tälern. Und das nicht nur bildlich gesprochen, denn Samstag ging es wahrhaftig per pedes irgend einen kleineren Berg hoch. Und ich muss gestehen, die 4 Jahre Berlin haben mich schon fast vergessen lassen, dass so etwas nicht nur Spass machen kann, sondern auch dass das lokale Brauchtum sich doch gravierend unterscheidet. Da hätte ich doch fast den ersten Personen die uns entgegen kamen, das in der Hasenheide perfektionierte abweisende Kopfschütteln geschenkt, doch tatsächlich sprachen sie uns einzig mit der Floskel "Guten Tag" an und zogen fröhlich ihrer Wege. Und auch alle folgenden verzichteten auf das in Berliner Parks übliche "Willst Du Dope kaufen?" - und beschränkten sich auf freundliche Grussworte. Fast hätte ich mich wieder in die hessischen Berge verlieben können.... Doch zu meinem Entsetzen scheinen dort doch bisher ungeahnte Gefahren zu lauern. Denn wie soll man solch ein Schild nur interpretieren? Blutegel - das hessische Äquivalent zum Jurassic Park? Oder eher zum gefürchteten Blob? ... Da Lobe ich mir dann doch lieber die Gefahren der Grosstadt....



28.7.07 Lesung: “Gewalterlebnispark International” und “Knut-Die Schleyerisierung eines Bären” Kurzfilm im DAS LABOR

Anscheinend hat mich gerade die Lust an Lesungen gepackt, gleich zwei innerhalb einer Woche zu besuchen (siehe letzten Eintrag) ist doch eher ungewöhnlich! Wobei ich diesmal den Besuch derselben doch schon etwas länger eingeplant hatte. Schliesslich hatte ich zuvor schon so einiges von Lesungen des Fortsetzungsromans „Gewalterlebnispark International“ von Mike Spike Froidl, bzw. Don Chaos gehört. Das diser u.a. auch Filme macht, war mir ja schon länger bekannt, schliesslich hatte ich seinerzeit seine Version der „Nibelungensaga“ gesehen. Und wenn ich jetzt schreibe, dass er auch Herausgebers des „POGO-Do“ ist, und das Logo für das herbe Pogorausch Pils gezeichnet hat, klingelt es sicherlich auch bei dem einen oder anderen von euch?

Doch (Vor)lesen habe ich ihn noch nie gehört und war dementsprechend gespannt. Statt fand das ganze in „Das Labor“, einem kleinen sympathischen 45 qm Lädchen mit winziger Theke, dessen Betreiber es sich wohl zum Ziel gesetzt haben (Zitat):„zeigenössische innovative Kunst in Neukölln (zu) etablieren“ (www.DasLabor-berlin.de) .

Beim Eintreffen durfte ich dann erst einmal feststellen, dass ich wie üblich die angegebenen Anfangszeiten viel zu ernst genommen hatte. Der Besucherandrang war noch überschaubar, und der Autor selbst war noch recht beschäftigt damit in seinem Manuskript zu blättern. Gelesen werden sollte aber nicht etwa von Mike alleine, sondern gar von 3 Personen. Mit dabei Sahne – bei der ich es auch den abend erst einmal schaffte sie erst wieder auf den zweiten Blick zu erkennen - und ein mir dato unbekannter junger Mann, wohl ebenfalls aus dem Köpi Umfeld, namens Demian (??).

Zum Glück sind im Berliner Kunstbereich Vorschläge für Anfangszeiten nicht ganz so fiktiv wie Konzertstartzeiten, und so sollte es gegen zehn Uhr tatsächlich losgehen. Der kleine Ausstellungsraum war mit ca. 25 Zuhörern bereits prallvoll, und ich hatte mir einen kleinen Platz an der Theke gesichert, der zwar kaum Blick auf die Bühne, aber natürlich perfekte Akustik bot. Da „Gewalterlebnispark International“ ein Werk „in Progress“ ist, stellt Mike dem geneigten Zuhörer als erstes Protagonisten und Handlungsrahmen vor, bevor es zur eigentlichen Lesung neuer Kapitel kommt. „Gewalterlebnispark International“ schildert sozusagen den Werdegang von Mikes Vorfahren und Neffengeneration. Porträtiert wird einerseits als Ahn ein strammer SS-Offizier, andererseits der halb-indische Neffe in Deutschland 2020. Auch letzterer keinen Deut sympathischer als der Vorfahr, da er glücklichst mit dem bis Dato vollzogenen Rechtsruck Deutschlands in Einklang ist und beispielsweise das „Horst-Wessel-Lied“ als Klingelton verwendet.

Somit sieht sich der geneigte Zuhörer damit konfrontiert, gleich in beiden Zeitebenen mit nun, sagen wir, nicht gerade Sympathie heischenden Helden konfrontiert zu werden. Doch vor allem bei den Schilderungen in der Zukunft kann man durchaus mal mitleiden. Der junge Nationale Held, dem die indischstämmige Abstammung so gar nicht ins eigene politische Bild passt (Vielleicht sollte man ihm mal mitteilen, dass es im 2. Weltkrieg gar eine „Indische Legion“  der Waffen-SS gab. Eine traurige Tatsache, die mir von Freunden gesteckt wurde, wenn ich mich darauf rausreden wollte, dass ich Dank Vaters Herkunft ja bestenfalls nur zur Hälfte Nazienkel sein könnte.) steht wie so viele Altersgenossen auf Grund der zunehmenden Vergreisung im Lande vor der unsäglichen Pflicht die Woche 10 Stunden „Altensitting“ hinter sich zu bringen. Doch halt, er lebt ja in Bayern. Und ganz in der heutigen Tradition, dass dort sicher alles besser erfüllt wird, wird man als junger Mensch gar 12 Stunden die Woche dafür eingespannt. Die Schilderungen, der Aufgaben und Unglücke die er dabei bei Betreuung einer gealterten Grünen Politikerin erlebt lassen seine Gesinnung in den Hintergrund rücken, und stattdessen kann man laut herauslachen, bzw. windet sich auch mal selbst innerlich vor Ekel bei den erlebten Malheuren. Dem strammen Grossvater dagegen darf man bei der Suche nach möglichen Hitler Attentätern vermehrt bei amourösen Abenteuern und Auseinandersetzungen mit adligen Widersachern  folgen.

Doch halt, das ganze ist ja ein Roman in der Entstehung, bei dessen Lesungen man wohl immer neue Kapitel präsentiert bekommt. Wer humorvoll böse Geschichtchen mag, ist hier durchaus gut beraten. Wunderbar die Vortragung durch drei Lesende, auch wenn es beim Weiterreichen des Manuskripts durchaus zu Zeilensuchen und Vertauschen der Sprecherrollen kommt. Vor allem Demian ist ein begnadeter Vorleser, der besonders die Rolle des blaublütig kleinkarierten SS-„Widersachers in Herzensdingen“ einfach prima intoniert. Die Handlung wird zwar oft eher harsch und in rüderem Ton doch ständig mit einem Augenzwinkern geschildert, was zusammen mit der Live-Präsentation einfach einen grossen Spass ergibt. Und da das Publikum durch zwei Handlungsstränge und drei Vortragende noch nicht genug verwirrt schien, wurde das ganze noch mit einer Rahmenhandlung in Tradition des Literarischen Quartetts umgeben vorgetragen, wobei Sahne die Rolle der Frau Löffler, und Demian den Herrn Reich-Ranicki gab. Während erstere sich im wesentlichen über den Mund fahren lassen durfte, wenn dieses Quartett, ahem hier ja Trio, das zuvor gelesene erörterte, bestach Demian souverän als Literaturkritiker der selbstverliebt die eigene Meinung wortreich und harsch verfechtet. Lang ist’s her, dass ich das ganze mal im Original sah, so weit davon entfernt schien es aber mir nicht zu sein....

Wie es im „Gewalterlebnispark International“ wohl weitergeht – wer weiss??? Falls er aber einmal wirklich in der gedruckten Form vorliegen sollte, so passt das Buch sicher gut zwischen das ebenfalls extrem humorvolle „Anarchoschnitzel- Ein Punkroman für die bessern Kreise“ und „No llores, mi querida – Weine nicht, mein Schatz“, dem im ruppigem Ton gehaltenen Skinhead Roman von André Pilz in dem die Hauptfigur gleichfalls kaum als Identifikationsfigur taugt, aber doch in manchen Situationen zum MIT LEIDEN aufrührt.

Doch mit Lesung nicht genug: Abgeschlossen wurde der Abend dann noch mit der Vorführung des neuesten Films von Mike: "Knut wird aus dem Zoo entführt - Schleyerisierung eines Eisbären". Die Einleitung, in der Mike seine Filmtechnik (Video, Mitschneiden des Tones bereits parallel zur Bildaufnahme) und Motivation (Die Filmidee entstand spontan bei einer Demo zum erhalt der KØPI, und der Film war bereits 2 Tage darauf fertig) war halb so lang wie der Film, aber,.... nun doch lieber zur Handlung.... Die meisten sollten es mitbekommen haben. Die KØPI , eine der Säulen des Alternativen freien Lebensraums in Berlin, ist dieses Frühjahr verkauft worden. Seitdem ist überall der Ruf zu hören: KØPI muss bleiben! Da Massenwirksamkeit bei politischen Forderungen der beste Weg zum Ziel ist, macht sich hier im Film eine kleine Delegation aus der KÖPI auf, um den Medienstar Knut aus dem Zoo zu entführen... Schön vor allem die Umrahmung der nicht zu zielorientierten Jagd der Delegation im Zoo mit den diversen Tierszenen, der ganz sicher dort zu findenden Fauna ..... Natürlich wird die Aufgabe gemeistert, Knut mit mehr als nur gutem Zureden in einen Sack gesteckt, und daheim, zur Tarnung erst einmal umfrisiert.... und die resultierenden Knut Bilder erwecken mehr Mitleid als die allen Pressefotos die man sonst von ihm zu sehen bekam. Doch seht lieber selbst....

Insgesamt ein typisch Froidelscher Film, die Darsteller sind i.d.R. wohl Freunde aus dem KÖPI Umfeld die passend Zeit und Freude an der Sache haben, auch der KÖPI Fight Club ist zu sehen, alles wird passend mit 80er Jahre Punk-Geboller (Doch halt, gabs nicht gar mal Klassik....??) unterlegt; und ähnlich wie beim „Krieg der Welten“ wird so manches wild zusammengeschnitten. Spass macht der Film live in diesem Rahmen auf jeden Fall!

Vermisst habe ich aber – im Vergleich zum „Nibelungensaga“ Film – das einschneiden von selbstgezeichneten Cartoon Sequenzen, die mir seinerzeit mit am besten gefielen! Aber da das ganze hier ein sehr spontanes Projekt war, sei’s verziehen. Wichtig jedoch ist bei diesem Film die Aussage!

Und auch wenn ich selbst nie Ambitionen hatte in einem entsprechend alternativen Rahmen zu leben, und die KÖPI somit einzig als Konzertort erlebe, so ist es doch selbst mir wichtig einzustimmen: „KÖPI! WAR! IST! BLEIBT!!!

Mehr zur Köpi unter http://koepi.squat.net und mehr zu Mike Spike Froidl findet ihr auf seiner Seite www.don-chaos.de.


24.7.2007 "Ostpunk-Too much Future" Lesung

„Moin! Am Dienstag 24.7. 20:30 Uhr gibt’s in Kreuzberg in der Skalitzerstr. 134 im Monarch eine Buchvorstellung zum Buch "Punk in der DDR-Too much future" mit dem Herausgeber Henryk Gericke, AK 4.-?. Ich bin zu der Zeit gerade in Berlin und werd mir das mal antun. Vielleicht sieht man ja den einen oder anderen da? Gruss Gaffa“ So lautete der Text einer mir von Herrn Kuttner, Herausgeber des „Stuttgarter Scheisshausfanzines“ und Mitarbeiter des Archivs der Jugendkulturen weitergeleiteten Email. Anzumerken ist, dass ich mit Gaffa zu PINHEAD Print Zeiten regelmässig Fanzines ins ferne Soest tauschte, und er neben Zines zu veröffentlichten auch bei RISIKOFAKTOR musizierte. Also höchste Zeit den Herren mal live in natura kennenzulernen. Und Lesung klang ja nun wirklich nicht schlecht. Hätte früher nie gedacht dass mich so etwas mal reizen würde. Aber in den letzten 2 Jahren habe ich doch so einige besucht. Das Spektrum reichte dabei von Geschichten von Stefan Zweig gelesen in einer Kirche! Über Poe in der Sternwarte zum dritten Teil der  „Peter Punk“ Saga von Klaus Enpunkt oder „Anarchoschnitzel“.... Und „Punk in der DDR“ klang auf jeden Fall vielversprechend. Folglich bin ich natürlich brav heute Abend hin zum „Monarch“ gepilgert. Ein recht versteckter kleiner Club direkt am Kottbusser Tor den ich zuvor gar nicht kannte, und an dessen unscheinbaren Eingang ich deshalb auch erst zweimal vorbeilief. Eine Entschuldigung nicht dort hinzugehen hätte ich eh nicht gehabt, da der Kottti nur ein paar (naja, paar dutzend) Steinwürfe vom trauten Heim entfernt liegt.

Natürlich hatte ich mich allerdings erst recht kurzfristig wirklich dazu entschlossen, und dementsprechend auch Gaffer nicht kontaktieren können. Und Andi Kuttner der Gaffa wohl (er)kennt, wollte selbst nicht hingehen. Wie also den Gaffa nur erkennen?

Da ich ja nun Fremden gegenüber auch nicht gar so der Gesellige welche bin, beschränkten sich meine Anfragen an fremde Männer ob sie denn aus Soest sind (Schien mir unverfänglich als zu sagen „Na, biste Gaffa“ sobald jemand in meine Richtung schaute) auf einzelne Exemplare, die auch ein bissle desorientiert suchend herumschauten.

Und nicht in Damengesellschaft waren. Schliesslich spricht Gaffa auf seiner myspace Seite doch davon, dass er der Damenwelt gegenüber manchmal etwas unbeholfen ist (www.myspace.com/gaffathepunk) . Aber – hier kehrt sich das  grandiose Intro eines Liedes namens „Päärchenterror“ mal ins Gegenteil um wo beklagt wird, dass „....die Weiber alle mit Freund da ..... (Scheiss Party)“sind.) Die ganzen Leut die ich mir so als potentielle „Gaffa Kandidaten“ vorstellte waren doch in Frauenbegleitung da und fielen somit durchs Suchraster!


Ausrufen lassen wollte ich ihn dann doch nicht, schrieb aber auf ein Blatt an meinem Platz an der Theke:“ Suche Gaffa“. Sicherlich per se keine schlechte Taktik, da die Theke ja nun mal ein Örtchen ist, an dem so ziemlich jeder mal vorbeikommt. Etwas peinlich wars mir ja schon, aber doch besser als alle ungebundenen Kerle in dem Raum mit den Wörtchen „Ich glaub wir kennen uns doch...“ oder „Ach, kommst du nicht aus Soest“ anzusprechen, oder? Nur war der Zeitpunkt wohl zu spät gewählt, da bald darauf die Lesung nun tatsächlich beginnen sollte und die meisten schon ihren Platz im Sitzbereich vor dem Podest, versorgt mit ausreichend Getränken, gefunden hatten.

Ach, das Publikum war zwar durchaus gemischt, trotz des Themas waren Punks aber eher abwesend. Hm, ein Mitglied der TRINKTEUFEL Thekenmannschaft war da. Ansonsten eher Menschen die wohl mal Punk gewesen waren, einzelne punkig aussehende Menschen (d.h. also somit Kreuzberger Normalvolk), eine Rockabillyfrau, diverse Herrschaften die eher auf Kulturverlag denn Punk standen, und, und, und.... Geschätztes Durchschnittalter trotz der ebenfalls anwesenden ca. 3 Jährigen lag bei ungefähr 70 Menschen im Raum wohl so bei Ende Dreissig. ....

Doch nun zur Lesung. Eine Lesung per sé ist glaub das Vortragen von Ausschnitten aus einem Text. Stattdessen gab es auf der Bühne eine kleine Fragestunde von Herrn Jörg Sundermeier – der auch einzelne Anmerkungen zu seiner Zeit in der Bielefelder Punkszene beitrug – an den Herausgeber Henryk Gericke. Henryk wirkte sympathisch, antwortete ausführlich ausschweifend auf jede Frage (ca. ein Dutzend Fragenblöcke füllten somit etwa mindestens eine Stunde) und versuchte das ganze möglichst „wahrheitsgetreu“ (Sicherlich der falsche Begriff, dass muss ich in der überarbeiteten Version wohl austauschen) zu beantworten. Was leider die erste Zeit (gefühlte drei Stunden) doch etwas trocken daherkam. Statt an eine Lesung erinnerte mich das ganze an eine Podiumsdiskussion im Spätprogramm, wo sich alte Herrschaften über dieses und jene mich zwar brennend interessierende Thema auslassen, ich aber doch wegdöse.  Erst mit der Zeit kam Schwung in die Angelegenheit.  Ich zitiere gleich mal etwas frei aus den wesentlich detaillierteren Ausführungen, dass sich die Punkmode – auch wenn viele Möglichkeiten die sich für Punks im Westen ergaben, fehlten- doch deutlich von der normalen Mode abhob. „ Es war halt deutlich anders als die übliche DDR Mode. Oder die DDR Jugendmode. ... Und Jugend kann man dabei eigentlich streichen so wie die aussah. Hm, das zweite Wort aber eigentlich auch....!“ So langsam begann der Humor hervorzublitzen. Und so langsam bekam der Herausgeber wirklich ein bissle Fahrt, und die Erzählungen über Punk in der DDR begannen auch unterhaltsam zu werden. Eine nette letzte halbe Stunde somit, bei der auch Zuschauerfragen beantwortet wurden. Insgesamt aber einfach ein sehr persönlicher Exkurs in die Historie des Punks zu DDR Zeiten der eher zu trocken daherkam. Keine Lesung, und schon gar keine grosse Unterhaltung, sondern eher etwas Richtung Sozialstudie. Interesse an dem Buch geweckt hat es jedoch schon... Und somit habe ich hier also ein Exemplar von „Punk in the DDR – Too much Future“ vor mir liegen. Auf den ersten Blick wirkt es ähnlich wie „Last Exit“- ein Buch aus den Achtzigern, dass sich mit dem frühen Punk in Westdeutschland beschäftigte, aus Interviews, Assays, abstrusen Kurzgeschichten und Fotos bestand und mir in Jungpunkjahren eine Orientierungshilfe war. Doch wie „Too much Future“ wirklich ist kann ich euch erst nach genauerem Durchlesen berichten.

Ach, und der Abend im Monarch endete dann damit, dass Hendryk noch Musik auflegte. Die CLASH begleiteten mich somit stilgemäss nach hause. Schliesslich musste ich doch schnell den kleinen Text hier tippen (und muss morgen wieder früh raus). Bezeichnend für den Abend finde ich allerdings, dass ich gerade nebenher den ollen Herren Thunders mit seinem netten 77er PunkRock lausche. Hätte beim losgehen eigentlich gedacht, dass ich nach den ursprünglich von mir erwarteten wild amüsanten Assays über Punk in der DDR danach mal wieder SCHLEIMKEIM, MÜLLSTATION, SONNENBRILLE, etc. hören will, aber... Und den Gaffa habe ich somit noch immer nicht persönlich kennengelernt.


 
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